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Amt und Ämter. ZDF-Intendant Thomas Bellut hat zwei Verdienstquellen. Foto: ZDF

© astrid schmidhuber

Verdienst gleich verdient?: Doppelverdiener

33 291 Euro für „Mainzelmann“ Thomas Bellut: Die Nebeneinnahmen der Chefs von ARD und ZDF.

Mörderarbeitszeit, Mörderverantwortung, Mörderbelastung – die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen Mörderjob. Da will keiner meckern, dass sie im Jahr rund 220 000 Euro verdient. Und für etwaige Nebentätigkeiten gibt es nichts, das untersagt das öffentliche Amt. Die Intendantenjobs im öffentlich–rechtlichen Rundfunkwesen sollten ähnlich funktionieren. Tun sie aber nicht, in der Regel kommt zum Gehalt noch ein hübscher Nebenverdienst. ZDF-Chef Thomas Bellut bezieht ein Jahressalär von 276 713 Euro. Dazu kommen Zusatzeinkünfte von 33 291 Euro per anno. Bellut liegt damit an der Spitze der Jahrestabelle 2013, die die Nebeneinkünfte der Senderchefs von ARD und ZDF ausweist. Ausgelöst werden sie durch Arbeit in den Aufsichtsgremien der Sendertöchter.

Der „Spiegel“ hat in seiner aktuellen Ausgabe diese Nebeneinnahmen gelistet. NDR-Intendant Lutz Marmor ist die Nummer zwei hinter seinem ZDF-Kollegen Bellut. Marmor verdient 305 417 Euro per anno, dazu kommen 27 000 Euro (darunter auch Mandate bei zwei Banken und einer Versicherung). Selbst Thomas Kleist, Chef des kleinen und über den ARD-Finanzausgleich alimentierten Saarländischen Rundfunks, darf sein Jahresgehalt von 216 762 Euro um nebenbei 16 620 Euro aufstocken.

Der gestiegene öffentliche Druck auf die gebührenfinanzierten Anstalten hat den WDR, den größten und finanzkräftigsten ARD-Sender, zu einem gewissen „Umdenken“ veranlasst. Monika Piel, die Vorgängerin von Tom Buhrow im Intendantenamt, war eine „Doppelverdienerin“ in der althergebrachten Weise. Zum Jahresgehalt von 341 500 Euro addierte sich ein Nebenverdienst von 58 922 Euro. Bei Tom Buhrow ging der Verwaltungsrat des Senders einen anderen Weg. Das WDR-Intendantengehalt stieg auf 367 232 Euro, dafür sind Buhrows Nebeneinkünfte auf 6000 Euro per anno gedeckelt worden.

RBB-Chefin Dagmar Reim verdient laut „Spiegel“ 228 000 Euro im Jahr. Von den 12 000 Euro Nebeneinnahmen spendet sie 3000 Euro. Ulrich Wilhelm, seit 2011 Chef des Bayerischen Rundfunks und mit 309 720 Euro Jahresgehalt ausgestattet, verzichtet ganz auf die (möglichen) Bezüge bei den BR-Tochterfirmen Europool, Telepool und Bavaria Filmkunst, Jan Metzger, Intendant von Radio Bremen (246 000 Euro), beziehe seit März keine Vergütung mehr für seine Tätigkeit im Aufsichtsrat der Sendertochter Bremedia.

Die unterschiedliche Regelung der Nebenverdienste zeigt an, dass die geldwerte Praxis bei den öffentlich-rechtlichen Spitzenpositionen einem allmählichen Veränderungsprozess unterliegt. Transparenz ist angezeigt, und was BR-Chef Wilhelm vorexerziert, sieht nach einem Zukunftsmodell aus. Joachim Huber

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