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Verlag: Springer in Angriffslaune

Vier-Tage-Woche: Trotz Rekordergebnis für 2008 will der Axel Springer Verlag Kurzarbeit bei seiner Finanztochter durchsetzen

Übermütig will Mathias Döpfner nicht werden. Als der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags am Mittwoch den Geschäftsbericht für 2008 verkündete, konnte er mit 571,1 Millionen Euro zwar den höchsten Überschuss der Konzerngeschichte verkünden. Doch für 2009 erwartet Döpfner keine weiteren Rekorde. Angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise geht er von einem „extrem schwierigen Anzeigengeschäft“ aus, die Krise werde auch bei Springer Spuren hinterlassen.

Das bekommen vor allem die Magazine der Springer-Tochter Financial Media zu spüren, zu denen unter anderem der Wochentitel „Euro am Sonntag“, das Monatsmagazin „Euro“ und das Quartalsheft „Fonds & Co.“ gehören. Hier will der Verlag Kurzarbeit durchsetzen, noch diese Woche setzt die Geschäftsführung auf eine Einigung mit dem Betriebsrat. Vier statt fünf Tage würden die Mitarbeiter der in München ansässigen Blätter dann arbeiten. Springer spart 20 Prozent, allerdings verdienen die Mitarbeiter nur zehn Prozent weniger – die Differenz wird durch das Kurzarbeitergeld der Bundesagentur für Arbeit ausgeglichen.

Eigentlich spricht sich Verlagschef Döpfner vehement gegen staatliche Unterstützung der krisengeschüttelten Medienbranche aus. Für die Demokratie sei es essentiell, Politik und Medien zu trennen. Allerdings: Auch das Kurzarbeitergeld fließt aus der öffentlichen Kasse. Döpfner sieht das Geld nicht als Subvention an. „Wir schonen sogar die öffentliche Kasse“, sagte Andreas Wiele, Vorstand Bild-Gruppe und Zeitschriften. Die Kurzarbeit könne betriebsbedingte Kündigungen vermeiden helfen, die den Staat noch stärker belasten würden.

Springer wäre der erste deutsche Verlag, der Kurzarbeit durchsetzt. Weder dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger noch dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger ist bisher ein solches Beispiel bekannt. „Wir könnten damit Schule machen“, sagte Edda Fels, Sprecherin des Verlags. Allerdings biete sich Kurzarbeit nur bei Blättern an, die wie die der Financial Media wirtschaftlich eine Perspektive hätten. Bei anderen Springer-Zeitschriften des Verlags ebenfalls Kurzarbeit anzuberaumen, sei nicht geplant. Es seien allein die Finanzblätter betroffen, die die Krise durch Anzeigenrückgänge besonders zu spüren bekommen.

Nicht Kurzarbeit, sondern Steuersenkungen will Helmut Markwort, „Focus“-Chef und Vorstand von Hubert Burda Media, durchsetzen. Er fordert, dass Presseprodukte künftig ganz von der Mehrwertsteuer befreit werden. „Ich plädiere dafür, sie für alle Titel auf null zu senken, wie es bereits Länder wie Großbritannien und Finnland vorgemacht haben“, sagte er dem Branchendienst „Horizont“. Derzeit liegt der ermäßigte Satz bei sieben statt der üblichen 19 Prozent.

Wachstumsmotor für den Springer Verlag ist inzwischen vor allem das digitale Geschäft. Die Investitionen in die Verzahnung von Printtiteln mit Online- und Mobilportalen sowie in neue digitale Aktivitäten zahlten sich aus, der Umsatz des Segments Digitale Medien stieg 2008 um rund 82 Prozent auf 378,2 Millionen Euro. Den größten Anteil am Umsatz hat mit 70 Prozent noch immer das Kerngeschäft aus Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland. Zwar sanken hier die Werbeerlöse, doch wurde ein operatives Ergebnis von 437,7 Millionen Euro erzielt.

Für 2009 plant Döpfner eine „antizyklische Investitionsoffensive“: „Wir arbeiten in einem fröhlichen Spirit der Angriffslust“, sagte er. Wohin das Geld aus der vollen Verlagskasse fließen werde, steht noch nicht fest. Im Visier blieben aber digitale Zukäufe. Ziel sei es, künftig jeweils 50 Prozent des Erlöses aus Print und Online zu erwirtschaften. Sonja Pohlmann

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