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Medien: Vielfache Verluste

Ministererlaubnis: Springer droht mit Einstellung von „Welt“ und „Mopo“

Am kommenden Dienstag wird im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit die öffentliche Anhörung zum Ministererlaubnisverfahren Holtzbrinck/Berliner Verlag stattfinden. Sie betrifft den Antrag der Verlagsgruppe Holtzbrinck, den Berliner Verlag zu übernehmen. Ziel der Übernahme ist es, den Erhalt des defizitären Tagesspiegel zu sichern, indem Tagesspiegel und „Berliner Zeitung“ künftig unter einem Verlagsdach erscheinen. Die Redaktionen beider Zeitungen blieben unverändert getrennt, über die redaktionelle Unabhängigkeit würde ein unabhängiges Kuratorium wachen.

Am vergangenen Dienstag, eine Woche vor dieser Anhörung, drohte Mathias Döpfner, Vorstandschef des Axel Springer Verlages, in einem Brief an Wolfgang Clement, die „Welt“ einzustellen, falls der Bundesminister die Erlaubnis erteilt. Weiterhin schrieb Döpfner, die Einstellung der „Welt“ hätte zur Folge, dass „mittelfristig“ auch die „Berliner Morgenpost“ vom Markt verschwinde.

Noch Ende Februar hatte Döpfner in einem Interview mit der „FAZ“ gesagt: „Wir werden die ,Welt’ nicht schließen. Die ,Welt’, eine überregionale deutsche Qualitätszeitung, ist für den Axel Springer Verlag unverzichtbar. Die ,Welt’ steht auch deshalb nicht zur Disposition, weil sie sich im Moment publizistisch wie wirtschaftlich gut entwickelt. Während bei unseren Wettbewerbern die Verluste von Monat zu Monat steigen, sinken sie bei uns.“

„Berliner Morgenpost“ und „Welt“ erscheinen nicht nur in einem Verlag, sondern werden seit einem Jahr bereits von einer einzigen Redaktion erstellt. In dem Brief an Clement beurteilt Döpfner die Fusion nun sehr pessimistisch: Nur „bis zu einem gewissen Grade“ sei es gelungen, „die rückläufige Ergebnisentwicklung beider Objekte zu stabilisieren“. Eine Ministererlaubnis für Holtzbrinck würde die „Stabilisierungsbemühungen endgültig zunichte machen“. Ein „weiteres Ansteigen des ,Welt’Defizits“ könne Springer nicht verantworten. Die Verluste der Zeitung lägen „bei einem Vielfachen“ dessen, was Holtzbrinck mit dem Tagesspiegel verliere.

Zu Döpfners Ankündigung, die Ministererlaubnis für Holtzbrinck bedeute „zwingend“ die Einstellung der „Welt“, erklärt Holtzbrinck: „Die jahrzehntelangen Ertragsprobleme dieses Blattes sind nicht Gegenstand dieses Verfahrens, da die ,Welt’ eine überregionale Zeitung ist, die über neunzig Prozent ihrer Auflage außerhalb Berlins verbreitet.“ Es sei nicht gegen die traditionell sehr ertragsstarke „Berliner Morgenpost“ gerichtet und beeinträchtige schon gar nicht die „Welt“. Vielmehr stabilisiere das von Holtzbrinck vorgeschlagene „Berliner Modell“ die heutigen publizistischen Verhältnisse. usi

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