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Medien: Voltaire der ARD

Der frühere Programmchef Hans Abich ist tot

Hans Abich gegenüber wollte keiner frech werden. Abich hatte eine Autorität, die sich nicht aus der hierarchischen Macht speiste. Er konterte Vorwitz mit Witz, Argument mit besseren Argumenten, er war ein so geschliffener, gedanklich scharfer Formulierer, dass er mühelos überzeugen, ja verführen konnte. Nicht, dass Abich Macht verachtete. Über seine Teilhabe an der Arbeitsgemeinschaft „Filmaufbau“ ließ der Jurist aus niederschlesischem Elternhaus die „Buddenbrooks“ von Thomas Mann verfilmen. Nur Anspruch, nur Amüsement, das wollte Abich nicht. Titel wie „Liebe 47“ und „Wir Wunderkinder“ illustrieren Abichs Verständnis von Filmkultur. 1959 die Wendung zum jungen Medium Fernsehen, als Berater von Radio Bremen, als Programmdirektor, Intendant, schließlich 1973 der ARDProgrammchef Abich. Wem dieses eigentlich unmögliche Amt übertragen wird, der wird entweder Zyniker oder brutal oder er übt es aus wie Abich: mit protestantisch unerschütterlicher Zuversicht ins aufklärerische Fernsehen. „Der Voltaire der ARD“ wurde er genannt, ein solches Programm hat er angestrebt. Am Mittwoch ist Hans Abich im Alter von 84 Jahren gestorben. jbh

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