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Medien: Vom Sterben

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Wenn wir sterben, läuft ein letzter Film vor unserem inneren Auge ab. Die Essenz unseres Lebens in markanten Snapshots: die großen Lieben, die unheilbaren Wunden, der nie vergessene Schmerz.

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Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Wenn wir sterben, läuft ein letzter Film vor unserem inneren Auge ab. Die Essenz unseres Lebens in markanten Snapshots: die großen Lieben, die unheilbaren Wunden, der nie vergessene Schmerz. So zumindest haben es Menschen erzählt, die fast schon tot gewesen sind. Naturgemäß interessiert sich auch die Kunst für diesen letzten extremen Erfahrungsbereich. Jeder Künstler, der etwas auf sich hält, ist ein bisschen Thanatologe. In den kommenden Tagen hat das Publikum gleich zweimal Gelegenheit, Kunstfiguren beim Sterben zuzuhören. „Nico – Sphinx aus Eis“ heißt ein Hörspiel von Werner Fritsch , in dem es um eben jene legendäre Nico geht. Eine Frau, deren Beruf meist mit Pop-Ikone angegeben wird. Die geborene Berlinerin Christa Päffgen, alias Nico, war Fotomodell bei Chanel, Schauspielerin bei Fellini, Geliebte von Alain Delon und Bob Dylan, Muse Andy Warhols und Sängerin bei „Velvet Underground“. Jetzt aber liegt sie in einem Straßengraben auf Ibiza und stirbt. Ein rasender Autofahrer hat sie schwer verletzt, in den letzten Minuten geht Nicos Gedankenreise rückwärts. Fritsch lässt seine Hauptfigur noch einmal durch all ihre spektakulären Lebensstationen delirieren. Der letzte Film als akustisches Ereignis. Er endet mit Nicos Erinnerung an ihre größte Liebe: Jim Morrison von den „Doors“, den sie nun aus der Unterwelt heraufzubeschwören sucht (SWR 2, 8. April, 21 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz).

Was mag Heinrich von Kleist in seinen letzten Lebenssekunden gedacht und empfunden haben? Eben hat er Henriette Vogel ins Herz geschossen, nun lädt er nach und setzt die Pistole an seinen eigenen Kopf. Im Hintergrund rauscht leise der Wannsee. Mit der Kugel gemeinsam, so will es die Fantasie des Hörspielmachers Andreas Tiedemann , dringen wir ein in das Hirn des preußischen Dichters. In einen finalen Gedankenstrudel, der das große Werk und die zu ihm gehörende Schmerzensbiografie noch einmal aufruft. „Countdown Kleist“ heißt die radiophone Sterbestunde (Deutschlandradio Berlin, am 9. April, 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Wer mehr von Kleist hören will als diesen letzten, allmählich verlöschenden Bewusstseinsstrom, dem sei „Kleist – Ein Lebensmo nolog in Briefen“ empfohlen. Zusammengestellt von Hermann Beil und vom Schauspieler Ulrich Matthes mit sublimer Schauspielkunst interpretiert (SWR 2, am 9. April, um 16 Uhr 05).

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