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Medien: Von Maden und Mädchen

Mit „Schulmädchen“ greift RTL wieder in die unterste Schublade

Von Barbara Nolte

Qualitätsdebatte – so hieß in den vergangenen Wochen das Modewort auf den Medienseiten. Damit war die Qualität des öffentlich-rechtlichen Programms gemeint. Während darüber gestritten wurde, ob die ARD mit ihren seichten neuen Sendungen „Schreinemakers“ und „Wellness TV“ endgültig auf dem Niveau der Privaten angekommen sei, ob man da wirklich noch Gebühren zu zahlen brauche, richtete RTL im australischen Dschungel für Caroline Beil, Lisa Fitz und Daniel Küblböck ein Maden-Menü an. Mit der Serie „Schulmädchen“, die heute Abend beginnt, beweist der Kölner Sender, dass es noch eine Schublade drunter gibt.

„Schulmädchen“ ist, kurz gesagt, so schlecht, dass man am liebsten keine Zeile darüber schreiben würde. Im Titel ist sie an die „Schulmädchen-Report“-Filmreihe der 70er angelehnt. Das waren Softpornos, die aufklärerisch verbrämt daher kamen. Hundert Millionen Menschen sahen sie sich damals im Kino an.

Doch mittlerweile sind die Deutschen aufgeklärter, als sie es jemals sein wollten. Das Thema der alten Reports währt aber offenbar ewig: Schule und Sex. RTL hat eine Klamotte daraus gemacht. Die „Schulmädchen“-Serie stürzt sich auf jede Zote, die sich aus den Themen Brustvergrößerung, lange beziehungsweise kurze Penisse und lüsterne Lehrer herausschlagen lässt. Es ist furchtbar.

Es muss ein Missverständnis gewesen sein: Vor ein paar Jahren warf Sat 1 seine Softpornos aus dem Programm und RTL rief die „Qualitätsoffensive“ aus. Die großen Privaten schienen den Begriff des Niveaus entdeckt zu haben. Nicht ganz von alleine: Die Werber zwangen es ihnen auf, die fürchteten, dass der Trash auf ihre Produkte abfärbte. Die Werber scheinen nicht mehr so empfindlich zu sein. Die Dschungel-Show begann zwar noch mit wenigen Spots, aber als sie erfolgreich wurde, füllten sich die Werbeinseln.

RTL macht nun den Unterschied zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten wieder sichtbar. Den Intendanten von ARD und ZDF gefällt die „Schulmädchen“-Serie in dem Sinne sicher gut.

„Schulmädchen“: 21 Uhr 45, RTL

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