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Steffen Simon kommentierte das EM-Spiel Deutschland gegen Italien.

© WDR/Herby Sachs

Update

Von Tor zu Tor: "Hier passiert doch gerade was Besonderes!"

Noch zwei Gewinner des Viertelfinal-Dramas Deutschland gegen Italien: der ARD-Kommentator Steffen Simon und die TV-Quote. Nur einer fiel unangenehm auf.

Viertelfinale, Elfmeterschießen, großes Drama, Hector trifft, Italien ist raus, und der Kommentator verkündet fast flehentlich: „Liebe italienische Nachbarn, ihr habt so oft gejubelt nach Spielen gegen uns, gönnt uns diesen Sieg.“

Das ist: fast rührend oder eine sympathische Version, Emotionen zu zeigen ohne hysterisch zu werden oder eine nette Form, Verlierer nicht zu Deppen zu machen. Diese Bitte ist ganz sicher nicht: belämmert, bescheuert, völlig gaga, rassistisch.

Da aber Steffen Simon diesen Satz in eine Atmosphäre warf, in der sich nervenaufreibende Spannung in wilder Freude entlud, wird bestimmt auch diese Bitte noch zum Stoff fürs rituelle Steffen-Simon-Bashing. Dabei ist nur eines wirklich gaga: diese Beschimpfung.

Simon hat dieses Spiel sehr gut begleitet. Er hat alles angemessen, angenehm dosiert: die sachlichen Infos, die Emotionen, die Bildersprache, die Pausen, die Tonlage. Selbstverständlich brüllte er mal: „THOMAS MÜLLER“ oder „GOMEZ“. Es waren ja waren Szenen, bei denen Millionen Zuschauer aufgesprungen sind.

Sollte er da verkünden, in einem Ton, als würde er Salami kaufen: „Das war eine gar nicht so schlechte Möglichkeit für Müller. Er hat sie leider nicht genützt.“? Simon blieb ja nicht beim Kammerton B, B wie Brüllen. Nicht auszudenken, wenn ein Marktschreier wie Bernd Schmelzer kommentiert hätte. Den peinlichsten Moment der Übertragung lieferte, überraschend, Gerhard Delling. Der fällt eigentlich selten unangenehm auf. Aber nun versuchte er verzweifelt, Jonas Hector mehr Emotionen zu entlocken. Hector war sichtlich im halben Trancezustand. „Aber dass hier gerade etwas Besonderes passiert ist, das haben Sie schon mitbekommen?“, fragte Delling allen Ernstes. Vielleicht erklärt Simon dem Kollegen Delling mal, wie man einen anderen nicht zum Halbdeppen macht.

P.S.: Mit 28,32 Millionen Zuschauern hat der Elfmeter-Krimi der deutschen Fußballer gegen Italien einen neuen Quotenrekord für die laufende EM aufgestellt. Die Partie war gleichzeitig die bislang meistgesehene Sendung des Jahres im deutschen Fernsehen - zuvor hatte die deutsche Achtelfinalpartie gegen die Slowakei mit 28,10 Millionen Zuschauern vorn gelegen.

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