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Waliser Fans feuern ihr Team an.

© dpa

Von Tor zu Tor: Was singen die da?

Waliser im Rausch: ZDF-Reporter Oliver Schmidt hat bei dieser Fußball-EM einen vorzüglichen Job gemacht, auch wenn er im Ranking der Lieblings-TV-Experten sicher nie ganz vorne landen wird.

Mal ehrlich: Was es mit einer wirklich gelungenen Fußball-Reportage im Fernsehen auf sich hat, bevor sie in den Bereich bloßer Phrasendrescherei übergeht, lässt sich am besten dem trivialen Satz entnehmen, dass Dinge, ja, dass auch Fußballspiele, Vorderseiten und Rückseiten haben.

Ein guter Reporter ist zumindest tendenziell in der Lage, ein Spiel wie das von Wales gegen Belgien am Freitagabend von beiden Seiten zu betrachten, sich also nicht in der Schilderung des auch für den Zuschauern am Bildschirm Ersichtlichen zu ergehen, sondern jederzeit in Rechnung zu stellen, dass so eine Reportage auch davon abhängt, von wo aus man die Dinge sieht (oder von aus man sie sehen wollte, ein Grundübel der allermeisten Reporter).

ZDF-Mann Oliver Schmidt verrichtet in dieser Hinsicht bei der Fußball-EM einen ganz vorzüglichen Job, auch wenn er im Ranking der Lieblings-TV-Experten sicher nie ganz vorne landen wird.

Sehr aufmerksam, sehr kundig, ich möchte nicht wissen, was andere TV-Reporter aus dem Waliser Zuschauerchor im Stadion gemacht hätten ("Don't take me home, please don't take me home. I just don't wanna go to work, I wanna stay here and drink all ya beer! Please don't, please don't take me home!"), dessen Inhalt Oliver Schmidt dem Zuschauer Wort für Wort nahe brachte, um sich dann wieder unaufgeregt einem Spiel zuzuwenden, das zu den besten und überraschendsten dieses Turniers gehörte.

Klar, auch Schmidt unterlaufen Ulk-Sätze wie „Raus geht’s in die in Rot getränkte Arena“ oder „Die Wales-Nuss ist schwer zu knacken.“ Geschenkt. Jeder Kritiker setze sich mal 90 oder 120 Minuten an das Reporter-Mikro und rede druckreif, sodass das Ganze hinterher bei Suhrkamp publiziert werden könnte.

Als die Waliser mit dem 3:1 gegen Belgien vor über 14 Millionen Zuschauern am Freitagabend, wie es so schön im Fußball-Jargon heißt, den Sack zumachten, drehte neben Oliver Schmidt beim Walisischen Fernsehen der Experte Craig Bellamy durch. Für den gab’s nur noch Vorderseite. Zurecht.

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