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Medien: Vorsicht! Werbung: Kreuz des Wählers

Am vergangenen Montag habe ich gemutmaßt, wie die Werbung zur nächsten Berlin-Wahl aussehen könnte. Heute sage ich, wie sie aussehen wird: Ein Hauen und Stechen, das überwiegend unter der Gürtellinie stattfindet.

Am vergangenen Montag habe ich gemutmaßt, wie die Werbung zur nächsten Berlin-Wahl aussehen könnte. Heute sage ich, wie sie aussehen wird: Ein Hauen und Stechen, das überwiegend unter der Gürtellinie stattfindet. Auslöser ist Laurenz Mayer. Sage ich mal so. Auf sein Drängen muss die Berliner CDU mit der Osnabrücker Agentur Hagenhoff und Graef zusammenarbeiten. Die hat bereits den Kanzler zum Verbrecher gestempelt und der SPD die Sozialismus-Fahne angehängt. Scheinbar der einzige Weg.

Leistungen haben die Schwarzen in Berlin so wenig vorzuweisen wie die Roten. Und Perspektiven? Welche, bitte? Also werden Ängste vor einer möglichen SPD/PDS-Verbindung geschürt. Vermutlich mit Plakaten, die sogar die Elaborate der Ära Strauß in den Schatten stellen ("Freiheit statt Sozialismus"). Ich würde in diesem Fall aschgraue DDR-Schokolade neben einer feinen Westtafel zeigen und dazu schreiben: "Sie haben die Wahl." Fürs TV empfiehlt sich Morphing: Klaus Wowereit hält eine Rede, und sein Gesicht nimmt erst die Züge von Gysi und dann die von Honecker an.

Irgendwann verliert die SPD die Nerven und schlägt zurück. Vielleicht macht sie Stoiber zum Blitzkrieger, der mit Frank Steffel als Marionette Berlin erobern und entmachten will. Hier könnte ich mir ein Plakat mit Steffel vorstellen und der Headline: "Er muss noch viel lernen. Aber bitte in Bayern." Derweil wühlt Gregor Gysi im Berliner Sumpf. Die FDP zeigt den Schuldenberg, die Grünen beklagen soziale Versäumnisse. Und die Rechten lassen raus, wovon sie am meisten im Hirn haben: Scheiße.

Der Grund für die Schlammschlacht: Wahlkampagnen werden grundsätzlich von Apparatschiks entschieden. Je größer die Partei, desto mehr dürfen mitreden. Und für sie ist nur eine Frage wichtig: "Was machen die anderen?" Der Wähler ist für sie nichts als ein Kreuz.

Reinhard Siemes

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