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Medien: Wagner und Walser

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Vor vielen Jahren hat der Vater seinen Kindern ein Spielzeug gebaut. Eine Art Mikrofon, um ihnen Worte zu entlocken.

Tom Peuckert verrät,

was Sie nicht verpassen sollten

Vor vielen Jahren hat der Vater seinen Kindern ein Spielzeug gebaut. Eine Art Mikrofon, um ihnen Worte zu entlocken. Sie nannten es den Sag-Sager. Aber dann schlug der Blitz in das Haus der Familie ein und tötete die Eltern. „Das Lied vom Sag-Sager“ heißt ein wunderbares Hörspiel des Kanadiers Daniel Danis. Eine traurige Ballade im mythischen Ton, eine zwingende Tragödie. Die drei verwaisten Brüder, nun erwachsene Männer geworden, erwarten die Heimkehr ihrer Schwester. Einmal im Jahr kommt sie nach Hause zurück. Es soll für alle ein Festtag werden, aber schon im Warten enthüllt das Sprechen der Brüder, wie sehr ihr Leben von Unglück und Gewalt beherrscht ist. Als die Schwester eintrifft, kommt es zur Katastrophe. Schmerz und Hass sind der dunkle Untergrund der familiären Ordnung, die an ihrer Oberfläche doch so pathetisch auf Liebe gebaut ist. „Das Unglück“, heißt es im Text, „ist nichts als ein Grobian, der immer um uns herumschleicht“ (Deutschlandfunk, 8. Juni, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Um Mythos und Moderne geht es im Feuilleton „Wahn, Wille, Video“ von Michael Köhler. Richard Wagner als Herold einer neuen Medienästhetik betrachtet. Sein Gesamtkunstwerk sprengte den bildungsbürgerlichen Kunstbegriff und setzte das Ende der Aufklärung radikal in Szene. Wenn die Rauschmusik aus dem Orchestergraben quoll, überlebensgroße Helden die Welt in Brand setzten und das Erotische alle sozialen Beziehungen überwucherte, dann waren Hollywoods Kinoästhetik und postmoderne Videokultur schon absehbar (SWR 2, 13. Juni, 22 Uhr 05, UKW Kabel 107,85 MHz).

Wer sachliche Informiertheit mehr schätzt als Wagnersche Kunsträusche, sei auf die Reihe „Kulturtermin“ bei Radio Kultur verwiesen. Jeden Werktag, kurz nach 19 Uhr, gibt es halbstündige Dokumentationen und Analysen zur kulturellen Gegenwart. Am Dienstag etwa geht es um das vor Monaten so öffentlichkeitswirksam ins Leben gerufene Projekt „5000 mal 5000“, mit dem der Volkswagen-Konzern die Zukunft der Arbeitswelt einläuten wollte. Was ist aus den untertariflich bezahlten Jungarbeitern mit firmeneigenem Laptop geworden? Autor Otto Langels weiß die Antwort (Radio Kultur, 11. Juni, 19 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Und dann noch Martin Walser. Der Mann mit dem großen Medienecho. Weil alle über sein neues Buch reden, obwohl niemand es gelesen hat, startet das Deutschlandradio jetzt eine spektakuläre Aktion: Walser liest vor. Aus „Tod eines Kritikers". Jeden Vormittag eine kurze Passage. Und wir werden gespannt zuhören (vom 10. bis 15. Juni, jeweils um 10 Uhr 40, UKW 89,6 MHz).

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