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© WDR

Wahlkampf: Am laufenden Band

„Wahlarena“ mit Merkel & Steinmeier: das Publikum wechselte, das Prinzip „Bürger als Stichwortgeber“ nicht.

Was wenige Zuschauer wissen: Die „Wahlarena“ mit Angela Merkel wurde am Montagabend um 19 Uhr im Kölner E-Werk aufgezeichnet und live on tape um 21 Uhr 15 ausgestrahlt. Anders wäre diese Bürgersprechstunde bei dem Terminkalender der Kanzlerin auch gar nicht möglich gewesen, sagte eine WDR-Sprecherin. In einigen Programmzeitschriften war von einer Live-Sendung die Rede. Für den Zuschauer dürfte es aber auf dasselbe hinausgelaufen sein. Laut WDR wurde bei der „Wahlarena“ mit Merkel nach der Aufzeichnung nichts mehr herausgeschnitten.

Für mehr Irritationen sorgten die Fragen, die die Moderatoren Jörg Schönenborn und Andreas Cichowicz unter den 150 ausgewählten Gästen im Studio abriefen und die wie abgesprochen wirkten. Familie, Bildung, Atomkraft, Steuer, Finanzkrise, Rente, Afghanistan – eine Frage zu jedem Thema, keine Doppelungen. Der Bürger als Stichwortgeber, sodass Merkel in Ruhe das CDU-Wahlprogramm herunterbeten konnte. Es wurde spontan gefragt, sagt dazu der WDR. Das Fragenspektrum sei in etwa bekannt gewesen, aber nicht jede einzelne Frage.

Freier Wille hin, Choreografie her, die Bürgersprechstunde mit der Kanzlerin kann das Erste vor dem Hintergrund eines schlappen Wahlkampfes als Erfolg verbuchen. Zumindest den Zahlen nach. Einen Marktanteil über 8,5 Prozent hatte sich Chefredakteur Thomas Baumann vorher gewünscht. 2,89 Millionen Zuschauer haben die Sendung gesehen, ein Marktanteil von 10,8 Prozent. Ein Vergleich mit der „Wahlarena“ 2005 lässt sich nur schwer ziehen. Damals lief das Format in einigen Dritten Programmen, vor allem beim NDR und WDR. Die „Wahlarena“ mit Angela Merkel sahen vor vier Jahren bundesweit 0,82 Millionen Zuschauer, die mit Gerhard Schröder 1,1 Millionen. Fest steht: Das „Townhall“-Format am Montagabend hatte deutlich mehr Zuspruch als das von RTL am 18. Mai. Die Sendung „Zuschauer fragen, Bundeskanzlerin Merkel antwortet“ verfolgten nur 1,55 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 5,9 Prozent).

Etwas mehr als bei seinem RTL-Auftritt dürften es auch für Frank-Walter Steinmeier gewesen sein, dessen „Wahlarena“ am Dienstagabend im Ersten ausgestrahlt wurde. Diese Sendung wurde am Montagnachmittag vier Stunden vor der Angela-Merkel-Show ebenfalls aufgezeichnet, das Publikum im Studio zwischen beiden Polit-Talks ausgewechselt. Das Prinzip ,Bürger als Stichwortgeber’ eher nicht.Markus Ehrenberg

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