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Medien: Wahnsinn, die brechen nicht ab

Thadeusz. RBB.

Thadeusz. RBB. Gestern Abend war Jörg Thadeusz zu Gast bei Harald Schmidt. Thadeusz ist einer der wenigen im deutschen Fernsehen, die Schmidt nicht verachtet, und das führt logischerweise zum Größenwahn. Hat Schmidt seine Dozentenpflicht erfüllt und zu Thadeusz nach der Show gesagt: „Deine Sendung da beim RBB – sieh bloß zu, das du die wieder loswirst!“? Falls nicht, erledigen wir das jetzt an dieser Stelle.

Am Sonntag stand im „Tagesspiegel“ bereits ein Text über Thadeusz. Über die Art, wie er vor einem Jahr „Leute am Donnerstag“ moderiert hat, war zu lesen: „Unkonzentriert, abwesend. Mehr am eigenen originellen Zwischenruf interessiert als an seinen Gästen.“ Ist das sein Problem? Und ist dies das Problem seiner neuen Sendung, die auch nun so heißt wie er? Wurde Thadeusz zu oft und zu sehr gelobt? Was war am Montag, am Dienstag und am Mittwoch passiert?

Ildiko von Kürthy war am Montag der erste Gast, und als die Sendung vorbei war, saß man fassungslos vor dem Fernseher und fragte sich: Warum? Das „Warum“ ist bei Thadeusz die Zuschauerfrage. Von Kürthy sagte am Anfang lustige Dinge wie: „Ich bin vor allem Journalistin“ und „Meine Motivation ist meine Selbstbefriedigung“. Warum fragte Thadeusz da nicht nach? Vielleicht überlegte er sich gerade, wie man am besten sitzt, kam aber zu keinem Ergebnis, die Füße umklammerten die Stuhlbeine, als hätte er Angst vor dem Runterfallen. Von Kürthy nutzte die Unachtsamkeit und sagte „Ich mag alles, was alle mögen“, deshalb mag sie gerade auch Stiefel. Um ja keinen Anschluss zu verpassen, ging es dann um Füße und plötzlich um Brüste und dann sollte von Kürthy Schuhe anprobieren, aber immerhin keinen BH. Warum war die Frau noch mal zu Gast? Wurde auch nicht beantwortet. Und warum wurde am Dienstag die Schauspielerin Julia Jentsch eingeladen? An der Frau ist bisher noch fast jeder Journalist gescheitert – es gibt Menschen, mit denen klappt ein Interview immer und es gibt die anderen, und zu denen gehört Julia Jentsch. Die knackt auch Thadeusz nicht, obwohl er ganz schnell „das Eis brechen“ will. Warum? Weil: „Wir kennen uns ja überhaupt nicht.“ Nun muss man zum Glück ja auch nicht jeden kennen und am Ende kennt man weder die Jentsch noch den Thadeusz. Als Thadeusz einen Monolog aus „Romeo und Julia“ hielt, sollte Jentsch ihn korrigieren und die gab die Anweisung „noch mal“ und „mit Liebe“ und Thadeusz fragt: „Spüren Sie schon was?“ Der Zuschauer spürte nichts und als Thadeusz einmal, nachdem Jentsch wieder nicht antwortete, sagte: „Wir müssen das jetzt nicht unnötig in die Länge ziehen.“ Denkt man kurz: Die brechen jetzt einfach ab, weil auch sie merken, dass es nicht funktioniert.

Sie haben nicht abgebrochen, sondern am Mittwoch weitergemacht, da war Klaus Wowereit zu Gast und Thadeusz erinnerte an Michel Friedman, als er pauschal die gesamte Berliner Polizei beleidigte. Das fand Wowereit nicht gut, danach blockte er alle Fragen ab, hinter jeder Äußerung von Thadeusz vermutete er eine Gemeinheit, er wirkte bockig. Am Ende taufte Wowereit immerhin zwei Goldfische.

Wir wollen nicht falsch verstanden werden: Jörg Thadeusz muss ins Fernsehen, ist einer der Besten. Aber er sollte eine andere Sendung bekommen. Man darf diesen Mann nämlich nicht unterfordern. Und uns auch nicht.

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