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Das brutale Foul des Niederländers Nigel de Jong (rechts) gegen den Spanier Xabi Alonso im WM-Finale 2010 wäre für den Sender RAI kein Fall für eine Zeitlupen-Wiederholung. Das Foul führte weder zu einem Tor noch zu einem Platzverweis. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

WAR DA WAS?: Schiri-Schutzprogramm

Der italienische Sender RAI verzichtet bei Fußball-Übertragungen auf Wiederholungen. ARD & Co wollen strittige Szenen weiter per Zeitlupe analysieren.

Es darf als Schutzprogramm für die gepeinigte Schiedsrichtergilde gesehen werden. Der italienische Sender RAI wird erstmals seit 43 Jahren während der Fußball-Berichterstattung auf Wiederholungen vor allem in Zeitlupe verzichten. Ausgenommen sind Tore und Platzverweise, berichtet die Agentur APA. Strittige Szenen von Matches würden nicht mehr gezeigt, erklärte Chefredakteur Eugenio de Paoli, um ständige Polemik über Entscheidungen der Schiedsrichter zu vermeiden.

Die penible Kontrolle aller heiklen Phasen und das Anprangern der Schiedsrichter nähre ständigen Streit, ohne dass man Einfluss auf den Ausgang nehmen könne, meinte De Paoli. Die gewonnene Sendezeit will man für Analysen der Taktik nützen. Die italienische Schiedsrichtervereinigung begrüßte den Schritt, allerdings wird es im italienischen Fernsehen künftig einen „gespaltenen Bildschirm“ geben. Die privaten Sender Sky und Mediaset, die deutlich mehr Fußball und alle Spiele live zeigen, haben keine derartigen Pläne. Der Beschluss von RAI gilt als revolutionär. Seit 1967 wurde bei Fußballsendungen von RAI stets auf die „Moviola“ zurückgegriffen.

Der zur Uefa gewechselte ehemalige italienische Schiedsrichterkoordinator Pierluigi Collina hatte sich immer wieder über die Zeitlupen-Aufnahmen beklagt. „Ich habe nichts gegen das Instant Replay an sich, sondern dagegen, wie es eingesetzt wird“, meinte Collina.

Deutsche Sender wollen so viel Herz für Schiedsrichter nicht zeigen. „Für das ZDF ist das kein Thema“, sagte ein Sendersprecher dem Tagesspiegel. Auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR), der die ARD-„Sportschau“ verantwortet, will sich für die RAI-Initiative nicht begeistern. WDR-Sprecherin Kristina Bausch sagte: „Uns geht es um eine unabhängige Berichterstattung von den Spielen. Diese ist aber nicht mehr gewährleistet, wenn man nicht mehr das vollständige Bild zeigt, indem man bestimmte Szenen bewusst ausklammert.“ Der Bezahlsender Sky, der alle Spiele der ersten und zweiten Bundesliga live überträgt, hält es gerade für „eine Pflicht, den Zuschauer über strittige Szenen zu informieren und per Analyse aufzuklären“, wie Sprecher Ralph Fürther sagte. Dazu gehöre dann aber auch, dass die Schiedsrichter zu Wort kämen. Joachim Huber

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