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Medien: Warten auf Montgomery

Forderungen an die Eigentümer des Berliner Verlags

Ein bisschen drängte sich am Mittwoch der Eindruck auf, als könnten es manche beim Berliner Verlag gar nicht erwarten, dass die beschworenen Schreckensszenarien endlich Wirklichkeit werden. Doch der Aufsichtsrat zeigte auch gestern keine Anzeichen, Beschlüsse zum Abbau von Kosten oder Personal zu fällen. Anders als üblich tagte er nicht im elften Stock des Verlagsgebäudes, sondern in einem Hotel – wohl um den Menschentrauben zu entgehen, die sich bei der Betriebsversammlung und der Pressekonferenz bildeten.

Nachdem bei der letzten Aufsichtsratsitzung Uwe Vorkötter, Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, sein Blatt präsentieren und die Fragen der Eigentümer um den Nordiren David Montgomery beantworten musste, war am Mittwoch der Chef des „Berliner Kurier“, Hans-Peter Buschheuer, an der Reihe. Einzelheiten der Sitzung wurden bis zum Abend nicht bekannt.

Mangels schlechter Nachrichten aus der Konzernspitze herrscht unter den Mitarbeitern derzeit Ruhe, auch wenn diese Ruhe gespenstisch anmutet. Um so mehr bemühen sich der Konzernbetriebsrat und die Gewerkschaften darum, Unruhe zu verbreiten. „Wir wollen endlich Klarheit“, sagen sie. Vier rechtsverbindliche Forderungen stellen sie an die neuen Inhaber des Berliner Verlags: eine Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter; eine Bestandsgarantie für die Publikationen und die Qualität der einzelnen Blätter; die Anerkennung der Redaktionsstatute, die vergangenen Montag von der „Berliner Zeitung“ und am Mittwoch auch vom Stadtmagazin „Tip“ verabschiedet wurden; sowie unternehmerische Mitbestimmung durch eine Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat.

Sollten die Eigentümer die Forderungen ablehnen, „fühlen wir uns nicht in der Friedenspflicht“, hieß es in der Betriebsversammlung: „Wer bockt, kriegt es mit einer bockigen Gegenseite zu tun“. Man sei zu Aktionen bereit, um „die Heuschrecken zu possierlichen Tierchen zu dressieren“, Montgomery müsse wissen, „dass er unter ständiger öffentlicher Beobachtung steht“.

Mit Provokationen an die Adresse der renditeorientierten Finanzinvestoren ging es weiter. Zu Beginn der Pressekonferenz wurden Banknoten mit dem Konterfei von Peter Skulimma verteilt. Skulimma führt die Geschäfte der „BV Deutsche Zeitungsholding“ mitsamt ihren Tochtergesellschaften. Dazu gehört seit kurzem auch die „Hamburger Morgenpost“, vor deren Türen Betriebsrat und Gewerkschaften am Mittwoch zeitgleich zu einer Kundgebung und Pressekonferenz luden.

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