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Medien: Weil Frauen schlecht einparken, aber zuhören Sabine Christiansen und Maybrit Illner bewiesen, dass Moderatorinnen besser sind

Von Henryk M. Broder Ganz am Ende seiner Zeit, nachdem er über alles nachgedacht und so vieles herausgefunden hatte, machte Sigmund Freud nur ein Problem zu schaffen: „Eine Frage aber bleibt, was will das Weib?

Von Henryk M. Broder

Ganz am Ende seiner Zeit, nachdem er über alles nachgedacht und so vieles herausgefunden hatte, machte Sigmund Freud nur ein Problem zu schaffen: „Eine Frage aber bleibt, was will das Weib?“ Damals gab es kein Fernsehen und folglich auch keine weiblichen Moderatoren,und so konnte sich Freud auch nicht fragen, warum sie den Job besser machen als Männer. Wie immer die Bewertung der beiden Kandidaten beim zweiten Duell ausfällt, einig sind sich Profi-Kritiker wie Zuschauer darin, dass Sabine Christiansen und Maybrit Illner besser waren als die Moderatoren der ersten Runde, Peter Kloeppel und Peter Limbourg: genauer, härter, couragierter. Aber auch fröhlicher.

Als alles vorbei war, wirkten Kloeppel und Limbourg wie zwei abgekämpfte Torreros, denen der Stier entkommen war, während Christiansen und Illner lachten und alberten wie Backfische nach der ersten Tanzstunde.

Wie kommt’s? „Frauen hören besser zu als Männer“, sagt Frau K. vom SFB, „die Gabe des Zuhörens ist der Frau mehr gegeben als dem Mann, wir üben sie von der frühen Kindheit an.“ Jungs dagegen tun nur so, als ob sie zuhören würden, dabei sind sie in den Gedanken schon ganz woanders, nämlich bei sich: Wie bin ich? Wie komme ich an? Mache ich alles richtig? Kloeppel und Limbourg unterhielten sich mit Schröder und Stoiber so, als ob es der reine Zufall wäre, dass sie die Fragen stellen und die beiden Kandidaten die Antworten geben. Es hätte auch umgekehrt sein können: Kloeppel und Limbourg kandidieren für ein hohes Amt, und Schröder und Stoiber wollen wissen, warum sie es tun. Eine Art von Kumpanei lag in der Luft, wie bei einem Handball-Freundschaftsspiel zugunsten des Kinderhilfswerk der UN, bei dem es nicht auf das Ergebnis ankommt.

Christiansen und Illner dagegen grenzten sich klar von den Kandidaten ab, und sie ließen keine Zweifel zu, wer die Lufthoheit im Raum hat. Die Botschaft war eindeutig: Ihr macht die Musik, aber wir geben den Ton an. Es sah auch so aus, als hätten Schröder und Stoiber vor den beiden Frauen mehr Respekt als vor den beiden Männern. Und zumindest bei Schröder konnte man annehmen, dass es ihm Spaß machte, 86 Minuten lang in zwei Frauengesichter zu gucken, Stoiber war es wahrscheinlich wurscht, ob da zwei Frauen, zwei Männer oder zwei Puppen aus der „Sesamstraße“ vor ihm saßen, so lange er nur immer wieder „vier Millionen Arbeitslose“ sagen konnte, egal, was er gefragt wurde.

Dass Frauen den Männern biologisch überlegen sind, wissen wir. Und wenn sie dazu die Gelegenheit bekommen, sind sie es auch in anderen Bereichen. Als Politikerinnen (Golda Meir, Maggie Thatcher), als Unternehmerinnen (Beate Uhse), als Mitläuferinnen (Leni Riefenstahl), als Wiederholungstäter (Alma Mahler-Werfel), sogar als Terroristinnen (Ulrike Meinhof). Da wäre es doch gelacht, wenn sie nicht auch die besseren Moderatorinnen wären.

Von der Gabe des Zuhörens abgesehen, kann es dafür eine ganz natürliche Erklärung geben. Ebenso wie Schwarze, Juden, Homosexuelle und Behinderte müssen Frauen besser sein, wenn sie gut sein wollen. Als weißer, christlicher, heterosexueller, intakter Mann stehen jedem Arsch fast alle Wege offen, wer nicht das Glück hatte, schon bei seiner Geburt die Norm zu erfüllen, muss sich eben mehr Mühe geben. In liberalen Gesellschaften werden solche Anstrengungen belohnt, in konservativen lösen sie Panik und Abwehr aus.

Von solchen Rahmenbedingungen abgesehen, liegt das Moderieren einfach in der Natur der Frauen. Eine politische Runde zu führen, erfordert das gleiche Talent wie bei einer Familienrunde die Nerven nicht zu verlieren. Auch da reden alle durcheinander, jeder fühlt sich benachteiligt und keiner hört dem anderen zu. Wenn die Väter längst ausgerastet und in die Baumärkte geflohen sind, bleiben die Mütter noch lange moderat und vor Ort.

Eine Frage aber bleibt: Wenn die Frauen den Männern überlegen sind, warum geben sie sich mit den Jobs als Moderatorinnen zufrieden und übernehmen nicht gleich den Laden, für den sie arbeiten?

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