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Musste sich verteidigen: Autorin Gertrud Höhler war neben Edmund Stoiber (M.) zu Gast in der ZDF-Talkrunde von Markus Lanz.

© Tsp

Wen berät die Beraterin?: Gertrud Höhler demontiert sich bei "Markus Lanz"

Für ihr Buch "Die Patin" über Angela Merkel ist Gertrud Höhler bereits heftig kritisiert worden. Nun muss sie auch um ihren Ruf als Politikberaterin fürchten - zumindest konnte sie bei "Markus Lanz" nicht erklären, wen sie eigentlich jemals beraten hat.

In der freundlichen Plaudersendung „Markus Lanz“ sind üblicherweise keine harten Fragen und damit verbundene Demontagen zu erwarten. Doch am Donnerstagabend ging es in der ZDF-Runde anders zu. Was bei Jauch, Maischberger und Will oft schmerzhaft fehlt - nämlich das Bohren des Moderators in Zonen, in denen es seinem Gast auch mal wehtut - bei Lanz passierte es. Allerdings weniger durch den Moderator, sondern mehr durch einen seiner Gäste.
Bayerns Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) war da, Autor und Moderator Benjamin von Stuckrad-Barre und Gertrud Höhler, die so etwas ist wie der weibliche Arnulf Baring: in allen Talkshows präsent und zu jedem Thema eine möglichst kontroverse Meinung. Seit kurzem tingelt sie mit ihrem neuen Buch „Die Patin“ herum, eine irritierende Abrechnung mit Angela Merkel, das Buch wurde in der Kritik nicht besonders positiv besprochen. Gerne wird Höhler als „Kanzler“- oder „Kohl-Beraterin“ bezeichnet, wogegen sie sich noch nie gewehrt hat, im Gegenteil.
Doch bereits am 25. August hatte der Bonner Politikprofessor Gerd Langguth auf Spiegel Online allerdings erhebliche Zweifel angemeldet, dass Frau Höhler diesen Titel zu Recht trägt und sie Helmut Kohl jemals auch nur nahe gekommen ist. Eine Steilvorlage für jeden Moderator. Aber nicht Lanz sprang darauf an, sondern Stuckrad-Barre, der mit seiner Late-Night-Show auf Tele 5 zu sehen ist. Wie ein Falke seine Beute nahm er Höhler in Minute 38 ins Visier und stürzte sich mit Karacho auf sie: „Weil’s bei Ihnen immer heißt, Sie seien Politikberaterin, wen haben Sie eigentlich mal beraten? Adenauer oder wen?“ Frau Höhler, nur mit Mühe Fassung wahrend, wand und wehrte sich, vergebens. Um auch noch was von der Beute abzukriegen, mischte sich nun Lanz ein, hakte noch einmal nach: „Wen haben Sie beraten?“

Die Antwort verblüffte wohl am meisten Edmund Stoiber: „Ich habe zum Beispiel die CSU beraten …“. Gejohle und Geklatsche bei den Zuschauern. Stoiber: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Also, ich überblicke die CSU-Geschichte sehr weit zurück. Strauß haben Sie mit Sicherheit nicht beraten, Herrn Dobrindt haben Sie auch nicht beraten. Ich glaube auch nicht, dass Sie Kohl beraten haben, ich hab ja nun Kohl sehr intensiv erlebt und habe nie gehört, dass Helmut Kohl von Ihnen gesprochen hat.“ Frau Höhler beharrt: „Ich habe die Partei beraten.“ Darauf antwortet Stoiber mit dem schönen Satz: „Also in dieser Phase mich!“ Höhler versucht sich noch aus der Affäre zu retten, indem sie sagt, sie habe ja eher Gespräche geführt. Und nie Rechnungen gestellt.

Nun ist Kanzlerberater kein geschützter Begriff. Aber auch bei Bundesverdienstkreuzträgerin Gertrud Höhler, die wie viele andere jüngst Gestrauchelte, gern Wertedebatten anstößt und ihre Biografie mit Prädikaten wie „Wahrheit“, „Gewissen“ oder „Aufrichtigkeit“ verknüpft, hinterlässt der Auftritt einen Beigeschmack.

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