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Medien: Werbekampagne der Bahn: Verschenken? Vergessen!

"Nie war Bahnfahren günstiger: surf & rail." Auf zigtausenden Großflächenplakaten und in ganzseitigen Print-Anzeigen wirbt die Bahn AG für die Fahrkarte aus dem Internet.

"Nie war Bahnfahren günstiger: surf & rail." Auf zigtausenden Großflächenplakaten und in ganzseitigen Print-Anzeigen wirbt die Bahn AG für die Fahrkarte aus dem Internet. Auf der oberen Plakathälfte ist ein schickes neues Auto abgebildet. Im Seitenfenster hängt ein Schild: Zu verschenken. Darunter eine Telefonnummer: 0178/815057. Da hat sich die Bahn mal was richtig Gutes einfallen lassen. Überall wird kurz vor Weihnachten irgend etwas verlost, die Bahn aber verschenkt ein Auto. Wir riefen umgehend an. Eine Computerstimme sagte, wir sollten die Nummer überprüfen. Nur nicht aufgeben. Das Auto ging uns nicht aus dem Kopf. Zweiter Anruf in der Pressestelle der neuen Konzernzentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz in Berlin. Marlene Schwarz, Pressesprecherin der Bahn, war direkt am Apparat. Wir trugen unser Anliegen vor. Ihre Antwort irritierte: "Ich weiß gar nicht, worum es geht." Weit mehr interessierte sie, woher wir ihre Telefonnummer haben. "Ich weiß nicht, wer Sie hierhergeleitet hat, von wem haben Sie die Information? Wer in der Zentrale hat Ihnen das gesagt?" Neuer Versuch. Diesmal in der Abteilung Kommunikation der Deutschen Bahn AG. Endlich dachten wir, am Ziel zu sein. Stella Pechmann kannte das Plakat. Sie erinnerte sich jedoch nicht, dass die Werbemaßnahme auch eine Telefonnummer enthielt. "Und das ist nicht etwa eine handschriftlich geschriebene Telefonnummer?" fragte sie misstrauisch. Nein. Sie bat uns, dass wir ihr "diese offensichtlich falsche Telefonnummer geben, damit ich recherchieren kann". Eine Stunde später, Frau Pechmann am Apparat: "Das Ganze ist halt eine Werbekampagne, und diese Telefonnummer, die auf einem Schild im Autofenster hängt, gehört zu dieser Kampagne." Wir waren enttäuscht: Es gab gar kein Auto. Aber vielleicht war es nur schon vergeben? Frau Pechmann: "Es gibt kein Auto zu gewinnen. Das hat auch niemand gesagt." Damit hatte sie Recht. Es war zu verschenken. "Wir haben kein Auto zu verschenken. Dann müssten Sie vielleicht die Leute fragen, die unser Angebot nutzen und ihre Autos verschenken!" Das fanden wir denn doch etwas unlauter. Was erwartet uns, wenn wir das surf & rail-Angebot nutzen wollen? Ob wir noch mal bei der Bahn anrufen?

Regina Seifert

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