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Werbung: Frauen zum Sexualobjekt degradiert

Deutscher Werberat rügt Kampagnen, die die Grenzen des Geschmacks überschreiten. Erschreckend: Es werden immer mehr.

Die Zahl der Werbekampagnen, die aus Sicht des Deutschen Werberates die Grenzen des Geschmacks überschritten, ist im vergangenen Jahr um 18 Prozent gestiegen. Das Selbstkontrollgremium der Werbewirtschaft beanstandete insgesamt 82 Kampagnen, wie aus der am Dienstag vorgelegten Jahresbilanz 2007 hervorgeht. Im Vorjahr wurden 63 Kampagnen beanstandet. Drei Firmen erhielten öffentliche Rügen – die schärfste Sanktion des Werberates –, weil sie in ihren Werbemotiven Frauen zu Sexualobjekten degradierten und auch nach der Beanstandung die Kampagnen weder änderten noch zurückzogen. Unter anderem wurde die Münchner Firma Erotic World gerügt, weil sie ein DVD-Angebot mit dem Foto eines weibliches Gesäßes mit hochgereckten Beinen bewarb. Unter den beanstandeten Werbemotiven ging es wie im Vorjahr zu 38 Prozent um den Vorwurf der Frauendiskriminierung. Außerdem wurde die Verharmlosung von Gewalt (zwölf Prozent), die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen (acht Prozent) und die Verletzung religiöser Gefühle (sechs Prozent) beanstandet. Insgesamt gingen beim Deutschen Werberat Proteste über 269 Werbekampagnen (2006: 229) aus der Bevölkerung ein. Der Vorsitzende des Werberates, Hans-Henning Wiegmann, sprach von einer weiterhin eher geringen Zahl von Beschwerden. Dies sei ein Beleg dafür, dass sich die Werbewirtschaft an die ethischen Regeln halte.

Scharfe Kritik übte Werberatsvorsitzender Wiegmann an der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing. Die SPD-Politikerin hatte die geringe Zahl von Beschwerden über Alkoholwerbung als Beweis dafür gewertet, dass die freiwillige Werbebeschränkung in diesem Bereich nicht funktioniere. Mit dieser Annahme, werde die Realität auf den Kopf gestellt, sagte Wiegmann. Vielmehr gebe es derart wenige Beschwerden über Alkoholwerbung, weil sich die betroffenen Branchen sehr genau an die Regeln hielten. Der vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft gegründete Werberat ist seit 1972 als Schiedsrichter tätig. tkl

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