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Sting und Markus Lanz.

© dpa

„Wetten, dass…?“: Markus Lanz bleibt schmerzfrei

Doch, es gibt sie noch. Sendungen, bei denen Millionen Menschen den Fernseher einschalten und live dabei sein wollen. Um hinterher darüber zu diskutieren. Daran wird auch eine neuerlich schlimme Ausgabe von „Wetten, dass…?“ nichts ändern. Dennoch: Am Samstag hatte „Wetten, dass..?“ so wenige Zuschauer wie noch nie.

Zum zweiten Mal lief das Ganze nun wieder im altbewährten Konzept, mit mehr Gäste-Talk auf der Couch. Wie einst bei Gottschalk.

Damals schauten allerdings noch wirkliche Stars bei Europas mutmaßlich größter Fernsehshow vorbei. Den Weg nach Halle  gefunden haben diesmal Lukas Podolski,  Armin Rohde, Diana Amft, Elyas M'Barek, Florian Silbereisen, Andreas Gabalier. Andreas wer? Da sehnt man sich doch nach einer Cate Blanchett beispielsweise, die bei Lanz hätte den neuen Woody-Allen-Film vorstellen können und dabei sicher mit den unsäglichen Fragen des Südtirolers traktiert worden wäre. Oder gar Woody Allen zum Markus-Lanz-Talk aufs Sofa. Ein schöner Gedanke, ein sabotierender Gedanke.

Sting ist das egal. Sting ist cool. Sting macht Promo. Sting sabotiert nix. Der kommt für seine neue Platte ein paar Minuten nach Halle, macht gute Miene zum bösen Spiel, um danach schnell wieder in seinem Flieger zu verschwinden. Miley Cyrus und Céline Dion genauso. Dion löste das auf total überdrehte Weise. Kein Gag, keine Anspielung von Lanz, für die sich die Sängerin zu schade war. Bis hin zum Jodeln. Jodeln.  

Zuschauer bleiben weg

Tom Hanks, James Blunt, Robbie Williams und Harrison Ford haben ja schon über das ZDF-Fernsehkulturgut abgelästert. Blunt nannte seine Erfahrung in der Show „painful“, schmerzvoll. Williams beschrieb „Wetten, dass..?“ als Martyrium: „Man ist vertraglich verpflichtet, diese Show zu machen. Und dann sitzt man auf einem Sofa und es dauert fünf Stunden.“

Zuletzt, Anfang Oktober, wollten das nur 6,85 Millionen Zuschauer sehen. Diesmal waren es noch weniger: 6,55 Millionen Zuschauer, vor allem Junge, schalteten weg. Neuer historischer Tiefstand. Egal: „Wetten, dass…?“ und Markus Lanz sind schmerzfrei. Die herbei geholten Profi-Gagschreiber haben es noch nicht mal geschafft, dass der Moderator am Samstag verbal unfallfrei durch die drei Stunden Abendunterhaltung plauderte. Als ein Schweizer Wettkandidat auf die Akkordeontasten haute, kam Lanz das so vor, als würde Peer Steinbrück mit der Kavallerie in der Schweiz anrücken. Später fragte der Moderator, warum der in München geborene Schauspieler Elya M’Barek denn kein Arabisch könne und ob er wirklich römisch-katholisch sei. Dazu Griffe in die DDR-Mottenkiste anlässlich des Mauerfall-Jubiläums. Und dergleichen hanebüchenen Unfug mehr. Viel mehr Biederkeit und Fremdschämen geht nicht.

Wettsieger wurde der Mann, der sich alle Fußball-Bundesligaspiele der letzten zehn Jahr merken konnte. Das passte zum Retro-Aufguss von „Wetten, dass…?“. Sogar die guten alten Baggerfahrer wurden wieder aus der Kiste geholt. Niedlich. Zum Abschluss tauchten Armin Rohe und Diana Amft in getauschten Trachtenkleidern auf. Alle winkten nochmal beschwingt in die Kamera beziehungsweise ins Publikum. Fernsehen ohne große Überraschungen und Unwägbarkeiten. Diese schlichte Gleichung reicht dem ZDF.

„Wetten, dass…?“ ist tot, es lebe „Wetten, dass…?“. Der Show-Dinosaurier ist 32 Jahre alt, hat 208 Ausgaben auf dem Buckel, davon immerhin jetzt schon neun Mal mit Markus Lanz. Am 14. Dezember geht's weiter im Endlosloop. Wie lange will sich das ZDF-Intendant Thomas Bellut eigentlich noch angucken?

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