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Deutschland National-Torhüter Manuel Neuer stellte sich am Donnerstag nach der Rückkehr aus Russland den Fragen der Reporter.

© AFP/Daniel Roland

WM 2018: Von Tor zu Tor: Was aller Ehren wert ist

Wo sind wir nur gelandet, wenn Profi-Fußballer schon dafür gefeiert werden, nur weil sie sich öffentlich äußern. Das ist ihre Pflicht und Schuldigkeit, meint unser Kolumnist.

Achtung, Achtung, Eilmeldung! Im Kreis des Nationalteams haben sich dieser Tage außergewöhnliche, verrückte, ja, historische Dinge zugetragen. Oder sollte es besser heißen: im Kosmos DFB? Das Mutterschiff des deutschen Mannschaftssports schwebte bisher ja über den Dingen. Jedenfalls muss man sich das vor Augen führen: Nach dem WM-Aus gegen Südkorea haben einige wenige Spieler tatsächlich gesprochen. Nicht nur mit ihren schlaffen Körpern, das kannte man ja, sondern richtig: Buchstaben, Worte, Syntax und so, das ganze Programm. Irre, oder?

Die Kollegen von ARD und ZDF betonten das immer wieder, Gerhard Delling etwa fand diesen Umstand „wirklich aller Ehren wert“. Wo sind wir nur gelandet? Vielleicht erklärt den Herren mal jemand, dass sie so populär, wichtig und reich sind, weil Millionen Menschen ihre Plattitüden hören wollen. Weil sie im Wortsinn Personen öffentlichen Interesses sind.

Allez les nö, heißt es bei den Franzosen

Die Reporter vor Ort mussten einen Spagat meistern: zwischen Nähe und Objektivität. Doof nur, dass Fußballer im 21. Jahrhundert schnell beleidigt sind. Die Franzosen etwa, so hört man, schotten sich gerade komplett von der Außenwelt ab und sagen: nichts. Allez les nö, sozusagen.
Wir gegen den Rest der Welt – bei großen Turnieren gilt diese alte Franz-Beckenbauer-Logik seit Jahren. Im Erfolgsfall sprach der Kaiser stets in der ersten Person Plural: Wir sind Weltmeister, Ausrichter, wasauchimmer! Das Zentralorgan des kleinen Mannes, die „Bild“, sprang auch bei der WM 2018 auf diesen Zug. „Wir sind im Turnier!“, stand nach dem Sieg gegen Schweden auf dem Titel.
Aber wehe, es läuft nicht rund. Dann heißt es: Ja…gut…ähhh, man ist halt gescheitert, hätte man besser machen können, ja, müssen. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass diese Sätze auch am Sonntag fallen werden, wenn Deutschlands bekanntester Fußball-Talk in die Wohnzimmer kommt. In diesem Sinne: Man sieht sich.

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