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© dpa

ZDF: Der beste zweite Talker

Johannes B. Kerner ist mit seinem Stellvertreter Markus Lanz zufrieden. Das ZDF will Kerner jetzt allerdings in seiner Fernsehpräsenz beschneiden, um seine Marke nicht zu beschädigen.

Wie gut, dass Markus Lanz gerne in Gebiete wie die Arktis reist und der größten Kälte trotzt – denn im nächsten Sommer wird es für ihn wieder nichts mit Urlaub, er muss arbeiten, wie bereits in diesem Jahr. Er hat Johannes B. Kerner 14 Wochen lang vertreten, der mit seiner Talkshow wegen Fußball-Europameisterschaft und Olympia pausierte. Und weil Lanz „der Beste war, der bisher versucht hat, Kerner zu vertreten“, wie ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut sagte, darf der ehemalige RTL-„Explosiv“-Mann auch im Sommer 2009 wieder von dienstags bis donnerstags mit seiner Talkshow „Markus Lanz“ auf Sendung gehen.

Das ZDF ist zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter, obwohl Lanz zumindest mit seiner Talkshow nicht so viele jüngere Zuschauer anlocken konnte, wie es sich sein neuer Arbeitgeber wünscht. Vor allem ältere Frauen schalteten ein, durchschnittlich sahen 1,32 Millionen Zuschauer zu, was 11,2 Prozent Marktanteil entspricht. Das sind zwar rund 240 000 Zuschauer weniger, als Kerner im ersten Halbjahr im Schnitt erreichte. Allerdings ist eine solche Sendung im Sommer schwerer zu gestalten als sonst, denn auch Prominente wollen ieber Urlaub machen, anstatt in Talkshows zu plaudern. Lanz machte diesen Nachteil jedoch zu seinen Vorteil und konzentrierte sich im Gegensatz zu Kerner eher auf „tiefe und ernstere Themen“, wie Bellut bilanziert. So diskutierte Lanz über Sterbehilfe, informierte serviceorientiert über Bio-Fertigprodukte oder entlockte Koch Tim Mälzer mehr über die physisch und psychisch harten Lebensumstände von Köchen, als der preisgeben wollte. Nachdem er mit der Sendung mittelmäßig gestartet sei, habe er zum Ende hin die richtige Betriebstemperatur erreicht, sagte Lanz.

Noch besser läuft „Lanz kocht“, das mit 1,38 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 9,5 Prozent nicht mehr weit von Kerners Quote entfernt ist. Seinen Wechsel von RTL zum ZDF bereut Lanz deshalb nicht. „Ich fühle mich hier inzwischen zu Hause“, sagte er. Die Zeit bis zum nächsten Sommer wird er unter anderem mit diversen Shows füllen, die er im ZDF moderiert: Am 22. Oktober „Gut zu wissen – das Promi-Quiz der Welthungerhilfe“, am 21. November dann die von Jörg Pilawa entwickelte Quiz-Sendung „50 Dingen, die man wissen muss“. Außerdem ist eine Dokumentation über Grönland in Planung.

Damit hat Lanz aber noch deutlich weniger zu tun als sein Kollege Kerner, der im ZDF allgegenwärtig zu sein scheint: In seiner Talkshowpause moderierte er bei Fußball-EM und Olympischen Spiele, flog zwischendurch sogar von Peking nach Nürnberg, um ein Fußball-Länderspiel zu kommentieren. Hinzu kommen Shows wie „Wie schlau in Deutschland?“ und zum Jahresende die „Menschen“-Sendung. In Kerners starker Präsenz hatte das ZDF eine Gefahr gesehen und holte Lanz deshalb nicht nur als Kerners Ersatzspieler, sondern wechselte ihn am Herd gleich ganz für Kerner ein. „Eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Bellut. „Wir hatten Angst, dass die Zuschauer sich an Kerner satt sehen und dadurch seine Marke beschädigt wird.“

Kerner macht jetzt etwa 50 Sendungen weniger pro Jahr, seitdem er „Sportstudio“ und Kochsendung abgegeben hat. „Es bleibt immer noch genug zu tun“, sagt er und sieht selbst keine Gefahr, sich möglicherweise durch eine Überpräsenz zu schaden. Mit seinem Stellvertreter Lanz will sich Kerner zwar nicht vergleichen, ist aber zufrieden mit ihm: „Markus Lanz hat seine Sache gut gemacht und den Sendeplatz gepflegt“, sagte Kerner, der heute wieder mit seiner Sendung startet. „Dank Lanz noch stärker als sonst“, hofft er, denn die Zuschauer müssten sich nicht wie in den vergangenen Jahren wieder ans Gesprächsformat gewöhnen, weil während der Talkpause Dokus und anderes gezeigt wurde.

Weil auch die Promis zurück aus dem Urlaub sind, startet Kerner heute gleich wieder mit prominenten Gästen, unter anderem mit Schuldner-Berater Peter Zwegat, Donnerstag erwartet er Oliver Pocher und Nastassja Kinski – eine Mischung, die typisch für seine Gästeauswahl in den kommenden Monaten sein soll. Kerner will „Relevanz, Seriosität und Entertainment“ bieten. Morgen macht Kerner übrigens schon wieder Pause mit der Talksendung – aber nur, um das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Finnland zu moderieren. An seiner Seite hat ihm der Sender noch einen neuen Kollegen gesetzt: Ex-Torwart Oliver Kahn.

„Johannes B. Kerner“, ZDF, 23 Uhr 10

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