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© dpa

ZDF: Der Leistungswütige

1000 Ausgaben „Johannes B. Kerner“ im ZDF: Was mit Dieter Bohlen angefangen hat: wird auch zum Jubiläum - allerdings etwas verfrüht - mit Bohlen gefeiert.

Das ist Treue, echte Treue. Als „Die Johannes B. Kerner Show“ am 15. Januar 1998 im ZDF startete, war Dieter Bohlen als „Erfolgsproduzent“ zu Gast. Am vergangenen Dienstag war Bohlen wieder da, diesmal aber als „Dieter Bohlen“. Hätte Kerner zum nächsten Dienstag den Poptitan in der Kulisse halten wollen, wäre die Klammer perfekt gesetzt: Am 12. Februar läuft die 1000. Ausgabe von „Johannes B. Kerner“.

Die x-te Einladung an Dieter Bohlen kann den falschen Eindruck erwecken, dem Kerner-Talk, immer vier Mal pro Woche im zweiten Programm, gingen die Gäste aus. „Als wir begannen, hatten wir diese Sorgen, stimmt“, sagt Kerner im Gespräch, „aber diese waren ebenso unbegründet wie die Furcht vor zu wenigen Zuschauern.“ Das ZDF, Kerner und seine Redaktion sehen sich in der tiefen Erfolgsspur, die ARD-Konkurrenz wie „Beckmann“ und „Menschen bei Maischberger“ sei auf Platz zwei verwiesen, dank zwei Millionen Zuschauern im Schnitt habe sich „Kerner“ im Fernsehalltag etabliert. Die Kerner-Fans wird es freuen, seine Feinde werden es mit Schrecken lesen: Für „Johannes B. Kerner“ ist kein Ende absehbar, bekräftigte ZDF-Unterhaltungschef Manfred Teubner. Gäste, Publikum, Kerner – alle willig.

Der Talk, der eigentlich bebilderter Hörfunk ist, changiert zwischen Information und Unterhaltung, die Themen sind sehr vermischt, pures Entertainment, aktuelle Politik, Biografisches. Also schillert mal ein Promi oder sein neuestes Produkt, ehe der sogenannte „No Name“ mit seiner Situation, dem Riss in seiner Biografie (=Schicksal) überrascht. Bei allen gleich wichtig und Auslöser für die Einladung ins Studio nach Hamburg: „Sie müssen eine Geschichte zu erzählen haben“, sagt Kerner. Und diese muss den Nerv der Zuschauer treffen. Beim Reservoir der Prominenz wird nach unten abgedichtet: Die C-Klasse, die „Dschungelcamper“, dürfen nicht kommen, und wenn sie es noch so heftig versuchen wie Barbara Herzsprung. Sich selbst hält Kerner für keinen lohnenswerten Gast: „Ich habe mehr Fragen als Antworten.“

Zur umstrittenen Eva Herman, die ihrer Einlassungen zur NS-Familienpolitik wegen am 9. Oktober vergangenen Jahres Einlass in die Kerner-Show fand und vorzeitig wieder verließ, sagte der Talker wenig. „Ich kann nicht offen darüber reden, weil das dann sofort in die ,Bild’ wandert.“ Was Kerner nicht sagte: Nicht wenige Gäste und Aussagen wandern gerade deswegen in die „Bild“-Zeitung mit Hinweis auf die abendliche Ausstrahlung, weil sie Deutschlands größtem News-Verstärker druckfertig serviert wurden. Kerner zur Kerner-Herman-Nummer: „Wir haben das Beste gewollte und nicht das Richtige erreicht.“

Der Journalist hält sich zugute, ohne eine stereotype Form von Interviewstil seine Gäste „zu öffnen“. Allerdings ist ihm, dem bekennenden Kritiken-Leser, zu Ohren gekommen: „Mir wird nicht nachgesagt, dass ich hart nachfrage.“ Vielleicht die sanfteste Form der Selbstkritik, vielleicht selbstironisch gemeint – Kerner akzeptiert es, denn: „Ich fühle mich ausgesprochen gut behandelt.“

Das ZDF auf jeden Fall behandelt seinen Talkmaster, Sport-Moderator, den Fernsehproduzenten Johannes B. Kerner sehr gut. Teubner sagte, mit dem Erfolg der Show würde allen nachfolgenden ZDF-Sendungen ein großes Publikum übergeben, als Eindruck wurde vermittelt, Kerner sei der Retter des Mainzer Nachtprogramms.

Der 43-jährige Bonner wird auch in diesem Jahr einen Ausweis seiner blanken Leistungswut liefern. Getreu dem Motto – „Ich bin ja immer da“ – wird er mindestens 133 Ausgaben seiner Show moderieren, bei der Fußball-EM arbeiten, die „Olympia-Highlights“ in Peking präsentieren. Weiter auf der Liste: „Unsere Besten“, Jahresrückblick, Kochshow (die aber nur noch bis Jahresende). Kerner sagt, er habe Respekt vor Fleiß und Akribie. Er ist die männliche Oprah Winfrey im deutschen Fernsehen. „Die hat sogar einen eigenen Sender.“ Das ZDF ist auch nicht schlecht. Joachim Huber

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