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Lilli (Lillian Prent) hat Leukämie.

© ZDF

ZDF-Drama: Bis aufs Mark

Kampf, Ängste, Hoffnungen: Ein Fernseh-Drama über ein leukämiekrankes Mädchen, bei dem niemand geschont wird..

Schauplatz Krankenhaus: ein Horror für Szenenbildner. Lange Gänge, weiße Wände, kaltes Licht. Wir sehen im Fernsehen ständig diese Flure, diese bekittelten Doktors, Betten mit hochgeklappten Kopfteilen, Galgen mit Tropf dran, was daher kommt, dass in Krimis, die das Fiction-Programm dominieren, immer jemand angeschossen oder zusammengeschlagen wird. Aber es gibt ja auch die Menschen außerhalb von Krimis, die in die Klinik müssen, und es gibt die Filme über sie. Kameraleute hoffen auf Einstellungen draußen in der Welt, da, wo sie mit ihrer Kunst etwas bewirken können. Auch der Zuschauer möchte nicht 60 von 90 Minuten in sterilen Räumen zubringen. Manchmal muss er. Manchmal mag er das sogar.

Der Vater lebt woanders

Die 14jährige Lilli (Lillian Prent) hat Leukämie. Nur eine Knochenmarktransplantation kann sie retten. Es wird ein langer Klinikaufenthalt; die Mutter Emma (Katharina Böhm) kommt gleich mit und bleibt in der Angehörigen-Wohnung. Oma Paula (Saskia Vester) schaut oft vorbei, und der Vater (Bernhard Schir), der inzwischen bei seiner zweiten Frau lebt, steht dann und wann mit Tränen in den Augen vor der Tür des Patientenzimmers. Der Film spielt in der Klinik. Und er handelt von einer Krebs-Erkrankung. Dies ist eine Film über eine Erkrankung auf Leben und Tod. All die fürchterlichen lateinischen Bezeichnungen für Blut und Medizin und Prozeduren werden – buchstäblich! – bis zum Erbrechen ausgesprochen, niemand wird geschont, man muss mit rein in diese Vorhölle aus Chemotherapie, und man lässt sich hineinziehen, denn die Autorin, der Kameramann (Holly Fink) und die Regisseurin (Gabriela Zerhau) liefern ein Bravourstück ab. Auch die Darstellerriege überzeugt durchweg.

Während Ärzte, Angehörige und Lilli selbst ums Weiterleben ringen, ordnen sich ganz von allein die Gefühlsdynamiken dieser Patchworkfamilie neu. Ganz ohne überzogene Dramatisierung oder sentimentale Einbrüche führt dieser Film seine Geschichte streng entlang der inneren Dramatik: der riskanten Behandlungen, die das Immunsystem lahmlegen, damit das gespendete Knochenmark nicht abgestoßen wird und der emotionalen Achterbahn, auf der die Patientin mit Familie durch die Torturen fahren muss. Man lernt eine Menge über Leukämie. Man lernt es begierig, weil man für und mit Lilli lernt.

„Jeder Tag zählt“, Montag, ZDF, 20 Uhr 15

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