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Provokant. Alina Levshin spielt die junge „Nazibraut“ Marisa.

© ZDF

ZDF-Film "Kriegerin": Neonazi-Milieu in Ostdeutschland: Hass, Schläge, Wut

Ein Leben im Neonazi-Milieu in Ostdeutschland: David Wnendts preisgekröntes Werk „Kriegerin“ läuft im ZDF.

Auf ihrem T-Shirt steht „Nazibraut“. Keine bloße Provokation. Schläge, Hass und Wut bestimmen den Alltag der Supermarktverkäuferin Marisa. Die junge Frau ist Teil einer Neonazi-Gruppe – wo immer es geht, demonstriert die Gruppe Macht, pöbelt und verprügelt, vor allem Ausländer. Ein gewagtes Film-Thema. Und an Regisseur David Wnendts Werk „Kriegerin“ über die rechtsradikale Jugendkultur in Ostdeutschland, Start der Sommerreihe „Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten“, ist denn auch einiges zu kritisieren. Kalt lässt er einen nicht.

Alleine schon wegen der Hauptdarstellerin, Shootingstar Alina Levshin (die ab November als angehende Staatsanwältin im Erfurter „Tatort“ zu sehen ist). Cool und verschlossen wie Alien-Jägerin Sigourney Weaver stapft sie durch diesen düsteren Film. Eine „Kriegerin“ – Marisas im Sterben liegender Opa nennt das Mädchen so. Marisas Leben ist praktisch vorgezeichnet. Sie liebt einen Neonazi, der eine Gefängnisstrafe absitzt. Ihre Zeit verbringt sie mit seiner Clique. Dann der Wendepunkt. Marisa trifft im Supermarkt auf einen jungen Asylbewerber, den sie vorher mit dem Auto attackiert und schwer verletzt hatte. Sie weigert sich zunächst, ihn zu bedienen. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Marisa kommt ins Nachdenken.

Regisseur Wnendt benutzt extrem harte Szenen, um die Welt der Neonazis zu transportieren. Die gewaltverherrlichenden Nazisongs schrieb der Musiker Johannes Repka speziell für den Soundtrack und spielte sie mit Mitgliedern von Oi!-Punk-Bands ein. „Als ich Ende der 1990er Jahre ein Fotoprojekt in Brandenburg und Sachsen-Anhalt machte, fiel mir auf, wie viele Leute dort offensichtlich rechts waren – gerade Jugendliche. Bei meinen Recherchen zu meinem Abschlussfilm Jahre später war klar, das ist das Thema. Rechtsextremismus wird nicht von alleine weggehen“, sagt der Regisseur, dessen jüngster Film „Feuchtgebiete“ demnächst startet.

„Kriegerin“ kam 2012 in die deutschen Kinos. Die Liste der Preise, mit denen der Film überhäuft wurde, ist lang, darunter drei Lolas beim Deutschen Filmpreis. „Kriegerin“ stand in der Oscar-Auswahl für den deutschen Beitrag in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Spielfilm“. Etwas zuviel der Ehre vielleicht. Dem Film fehlt es über die klischeehafte Darstellung von ostdeutschen Neonazi-Gruppen hinaus am Überbau, die politischen Ansichten und Gewaltexzesse bleiben holzschnittartig. Eine Tangente zum NSU-Prozess und der Angeklagten Zschäpe ist nicht zu ziehen.

Zuletzt steht Marisa alleine an der See. Sie hat etwas für sie Ungewöhnliches getan. Eine Nazibraut? Markus Ehrenberg

„Kriegerin“, ZDF, 22 Uhr 15

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