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ZDF: Handwerkliche Fehler bei Gewalt-Reportage

Das ZDF hat im Zusammenhang mit einer Reportage über gewalttätige Jugendliche im Hamburger Stadtteil Mümmelmannsberg handwerkliche Fehler eingestanden. Die Produktionsfirma soll für Gewaltszenen gezahlt haben.

Hamburg - Das ZDF hat handwerkliche Fehler bei seiner Reportage über gewalttätige Jugendliche im Hamburger Stadtteil Mümmelmannsberg eingeräumt. In einer kritischen Nachbetrachtung in der Sendung «ZDF.reporter» sagte Chefredakteur Nikolaus Brender am Mittwochabend, die Umstände des zwei Wochen zuvor ausgestrahlten Beitrags hätten dem Image des ZDF und des öffentlich-rechtlichen Fernsehens geschadet. Trotzdem sei entgegen öffentlich erhobenen Vorwürfen festzustellen: «Es ist kein Geld für Gewaltszenen geflossen.»

Die Geschäftsführerin der Produktionsfirma Lona Media, Nicola Graef, sagte in der Sendung, einer der Jugendlichen habe 200 Euro erhalten, die er mit weiteren sieben jungen Leuten für ihre Mitarbeit an der Reportage teilen sollte. Weitere 100 Euro habe die Familie eines Jugendlichen erhalten, der als positives Beispiel für jemanden gezeigt wurde, der sich aus der Gewaltszene gelöst habe. Die Autorin der Reportage betonte, sie habe keinen der Jugendlichen animiert, sondern im Gegenteil deeskalierend auf sie eingewirkt.

Ebenso wie der Schulleiter der Gesamtschule Mümmelmannsberg, Klaus Reinsch, hielt auch Brender es für möglich, dass sich die Jugendlichen vor der TV-Kamera als «Stars» fühlten und sich spektakulär in Szene setzen wollten. Berichte über die Situation in einem Stadtteil wie Mümmelmannsberg seien einerseits nötig, andererseits aus diesen Gründen aber auch «ambivalent», sagte Reinsch. Brender räumte ein, dass in der ZDF-Redaktion «vom Schreibtisch aus» eine der Szenen mit Formulierungen unterlegt wurde, die der Sache nicht angemessen waren. Als Konsequenz kündigte er an, man werde sich bei so heiklen Stoffen künftig noch mehr Zeit nehmen und noch sorgfältiger arbeiten. (tso/dpa)

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