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Elke Heidenreich

© ddp

ZDF-Rauswurf: Die Scham hat ein Ende

Nach dem Eklat beim Deutschen Fernsehpreis befeuerte Elke Heidenreich die Debatte um das Niveau des TV-Programms. Es sei "jämmerlich" und "lächerlich", sie schäme sich, fürs ZDF zu arbeiten, schrieb sie. Nun reichte es dem Mainzer Sender. Warum er Elke Heidenreich jetzt erst rauswarf.

Eigentlich dürfte Elke Heidenreich jetzt glücklich sein. Künftig muss sie nicht mehr für den Sender arbeiten, für den sie sich so sehr schämt. Doch war Elke Heidenreich nicht selbst so souverän, sich von ihrem Arbeitgeber ZDF zu trennen, nachdem sie sich öffentlich über das Niveau des Fernsehens im Allgemeinen und das des Mainzer Senders im Speziellen empört hatte. Stattdessen zog das ZDF jetzt die Reißleine und feuerte Elke Heidenreich am Donnerstag. Die für den 31. Oktober und 5. Dezember geplanten Ausgaben ihrer Literatursendung „Lesen!“ wird es nicht mehr geben.

Das Vertrauensverhältnis zwischen dem ZDF und Elke Heidenreich sei so nachhaltig zerstört, dass „eine gedeihliche und sinnvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist“, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Heidenreich habe „die Ebene einer sachlichen Auseinandersetzung verlassen und das ZDF sowie einzelne seiner Mitarbeiter persönlich in nicht mehr hinzunehmender Weise öffentlich herabgesetzt.“ Ende 2008 wäre der Vertrag von Elke Heidenreich, die seit fünf Jahren freie Mitarbeiterin war, ohnehin ausgelaufen. Doch selbst wenn das ZDF über eine Verlängerung ihrer zuletzt freitags ab 22 Uhr 30 gesendeten Literatursendung nachdachte – nach der öffentlichen Schelte durch seine Mitarbeiterin hätte der Sender den Vertrag nicht verlängern können, ohne devot zu wirken. Für Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist der Rauswurf „naheliegend.“

Begonnen hatte der Streit zwischen Elke Heidenreich und ihrem Arbeitgeber, kurz nachdem Reich-Ranicki seinen Ehrenpreis bei der Verleihung des vom ZDF ausgerichteten Deutschen Fernsehpreises am 11. Oktober s abgelehnt hatte. Elke Heidenreich schrieb daraufhin in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), dass das Fernsehen „jämmerlich“, „verblödet“, „kulturlos“ und „lächerlich“ sei. Dann folgte der entscheidende Satz: „Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich raus, ich bin des Kampfes eh müde.“ Elke Heidenreich wollte sich damit wohl als Märtyrerin im Kampf für ein besseres Fernsehen inszenieren – doch selbst wenn Teile ihrer Kritik berechtigt sein mögen, wirkte die Moderatorin in den vergangenen Tagen vielmehr wie ein plärrendes Kind, dem nicht sein Wunsch erfüllt wurde: Beim Fernsehpreis hatte sie unbedingt die Laudatio auf Reich-Ranicki halten wollen. Doch der Ehrenpreisträger entschied sich für Gottschalk. Elke Heidenreich war nur ein Gast unter vielen im Saalpublikum, was ihr nicht gefallen zu haben scheint.

Schon nach ihrem ersten Rundumschlag in der „FAZ“ bekam sie einen Brief von ZDF-Intendant Markus Schächter, der darin seine Empörung ausdrückte. Doch während der Sender wohl noch auf Reue hoffte, setzte Elke Heidenreich ihren Kampf fort. Ihr Ton sei zwar „scharf“, schrieb sie in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, aber auch notwendig, „denn wo keine Funken fliegen, brennt nichts“. Sie denke deshalb gar nicht daran, mit ihrer Kritik aufzuhören – und forderte nicht nur einen besseren Sendeplatz für „Lesen!“, sondern beleidigte auch noch Gottschalk: „Er ist nicht intelligent, er ist nicht charmant, er hat keinen Witz“, sagte sie der „Bunten“. Gottschalk sei kein guter Moderator mehr, sondern nur noch „ein müder alter Mann“. Warum sie glaubte, dass er daraufhin noch ihre anschließend ausgesprochene Einladung in ihre Literatursendung annehmen würde, wunderte sogar Gottschalk selbst, er lehnte ab.

Elke Heidenreich war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Dass das ZDF nach dem Rauswurf nun kulturärmer wird, muss sie jedoch nicht fürchten. Anstelle von „Lesen!“ soll das Kulturmagazin „aspekte“ ausgestrahlt werden. Und für 2009 arbeitet das ZDF bereits an einer neuen Literatursendung. Mögliche Moderatoren werden derzeit angefragt – Marcel Reich-Ranicki und Thomas Gottschalk sollen nicht darunter sein.

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