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ZDFneo: Consulting für Anfänger

Eine Mischung aus „Mad Men“ und „Californication“: Mit der US-Serie „House of Lies“ lernt man, Unternehmensberater zu lieben.

Das hat noch gefehlt: die Welt der skrupellosen Unternehmensberater als Serie, die Welt derer, die mit allen Mitteln versuchen, das Vertrauen und das Geld ihrer nicht minder skrupellosen Kundschaft zu gewinnen. Bonigeile Banker also, jene Herren, die zum  Großteil für die Wirtschaftsmalaise, die globale Finanzkrise der vergangenen Jahre verantwortlich sind. Wer ist in so einer Serie der Böse, wer der Gute, wenn überall Zynismus wuchert? Mit wem fiebert es sich mit?

Vielleicht doch mit Marty Kaan (Don Cheadle) von der Consultingfirma Galweather & Stearn. Marty ist mit allen Wassern gewaschen. Eine Mischung aus „Mad Men“-Don-Draper, der smarten Werberfigur aus der gleichnamigen US-Serie (die auch am Mittwochabend wieder startet) und dem sexbesessenen Schriftsteller Hank Moody aus „Californication“. Anders als Moody hat Kaan Geld, viel Geld. In „House of Lies“, der Welt der Consulter, geht man in 1000-Dollar-Sushi-Bars und wird sechsstellig dafür bezahlt, dass selbst Schuldenerlassprogramme mit geheimen Bonuszahlungen zur Schweinerei werden.

Sie merken schon: Das hat Tempo. Braucht es auch um die Uhrzeit. „House of Lies“ läuft bei ZDFneo erst ab 23 Uhr 15; eine erwachsene Serie mit erwachsenen Themen. Sie wurde nicht für eines der großen Networks, sondern für den Pay-TV-Sender Showtime produziert. Das heißt, es wird hier nicht nur fleißig geflucht, sondern auch viel gepoppt, Brust gezeigt und nebenbei schulische Probleme von Martys in Mädchenkleidern rumlaufendem Sohn gelöst. Alles für den Erfolg der Firma Galweather & Stearn in L.A., die die Nummer zwei im Metier ist. Man muss sich dem großen Rivalen Kinsey geschlagen geben, hofft darauf, zur Nummer eins aufzusteigen. Businessethik hilft da kaum.

Die Serie basiert auf dem Buch „House of Lies: How Management Consultants Steal Your Watch and Then Tell You the Time“ von Martin Kihn. Der Autor weiß, wovon er spricht. Er war einer dieser Unternehmensberater und schockiert, welche Summen als Honorare fließen, während die Hauptbeschäftigung der Berater darin bestand, neue Klienten zu suchen und den bestehenden ein Nichts an Information als den Heiligen Gral zu verkaufen. Ein dankbares Thema für eine Serie.

Die auch formal neue Wege geht. Immer wieder friert das Bild ein, nur Marty bewegt sich. Er dreht sich in Richtung Kamera und spricht den Zuschauer an. Dabei erklärt er die Mechanismen seines Geschäfts. Ein Einblick in die Linguistik seines Gewerbes, die auf große Worthülsen setzt, die nichts aussagen, aber beeindruckend wirken. Die Bank zahlt alles.

„House of Lies“, Mittwoch, ZDFneo, 23 Uhr 15, zwölf Folgen

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