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Die Energiewende in Deutschland wird zum Aufmacher der „Deutschen Rundschau“ in Kanada.

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Zeitungsmarkt: Auflage im Auslandsplus

Während hierzulande die Auflagen sinken, ist andernorts die Nachfrage nach deutsprachiger Presse hoch wie nie. Ein Blick nach Namibia und Kanada – und in die Antarktis.

„Geier und Nashörner nach Kuba“ steht in großen Buchstaben auf der Titelseite der Zeitung. Nashörner, Elefanten, Löwen und weitere Tierarten sollen auf Kosten der Steuerzahler ins Land der Castro-Brüder gebracht werden. Dies ist nicht etwa eine neue Idee der Partei Die Linke, sondern eine Entscheidung der Regierung Namibias, über welche die deutschsprachige „Allgemeine Zeitung“ (AZ) berichtet.

Die „AZ“ ist die älteste Tageszeitung Namibias und eine von rund 3000 deutschsprachigen Zeitungen, Magazinen und Mitteilungsblättern, die im Ausland erscheinen. Das viel beklagte Zeitungssterben trifft auf deutschsprachige Auslandsmedien nicht zu. „Die Zahl deutschsprachiger Auslandsmedien nimmt zu“, sagt Björn Akstinat, Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation Internationale Medienhilfe. Pro Jahr steige die Anzahl der Blätter um etwa fünf. Neu entstehen vor allem Zeitungen in Touristenregionen und Magazine für Geschäftsleute. Einige der bereits bestehenden Medien vermelden außerdem steigende Auflagen.

Was in Deutschland passiert, ist nebensächlich

Die „AZ“ versteht sich als „Brücke zwischen Namibia und Deutschland“, wie Chefredakteur Stefan Fischer erklärt. Ihre verkaufte Auflage ist in den letzten Jahren gestiegen. 2009 lag die Auflage bei 5000 Exemplaren, heute verkauft der Verlag täglich etwa 5500 Zeitungen. Die Internetseite hat etwa eine halbe Million Seitenaufrufe pro Monat, 70 Prozent davon erfolgten aus Deutschland. Doch die Zeitung, die zehn Reporter und Fotografen beschäftigt, berichtet kaum über das Geschehen in Deutschland. Ihre Zielgruppe sind rund 22 000 deutschsprachige Namibier, die etwa ein Prozent der Landesbevölkerung ausmachen. „Wir konzentrieren uns in allen Bereichen auf die Berichterstattung aus Namibia. Wir sind schließlich keine deutsche Zeitung in Namibia, sondern eine namibische Zeitung in deutscher Sprache“, sagt Fischer. „Deutschland ist hinsichtlich der Themenauswahl ein Land im Rest der Welt“, sagt Fischer.

Die Monatszeitung „Deutsche Rundschau“ versorgt von Kanada aus nach eigenen Angaben weltweit rund 80 000 Leser. Drei Viertel der Auflage vertreibt die Zeitung in den USA und Kanada, sagt Verleger Juri Klugmann. Zwölf Redakteure und circa 170 freie Mitarbeiter verteilen sich auf die ganze Welt. Alle Mitarbeiter arbeiteten ehrenamtlich mit, um Deutsch sprechende Menschen weltweit einander näherzubringen. In den vergangenen Jahren sei die verkaufte Auflage auf rund 11 500 Exemplare gestiegen. Probleme machen der Zeitung, die seit 14 Jahren erscheint, jedoch steigende Druck- und Vertriebskosten sowie sinkende Werbeeinnahmen – die Wirtschaftskrise ist weltweit spürbar.

Hiesige Zeitungen verlieren im Ausland an Auflage

Das „Mallorca Magazin“ (MM) hat sich in den vergangenen Jahren von einer reinen Urlauberzeitung zu einer Mischung aus Urlauber- und Einwohnerzeitung entwickelt. Fast ein Drittel der Auflage von rund 35 000 Exemplaren gehe außerdem nach Deutschland, sagt Chefredakteur Bernd Jogalla. Das MM decke die ganze Bandbreite einer Lokalzeitung ab. „Wir berichten über Themen von der Insel und geben den Besuchern Service-Tipps“, sagt Jogalla. Selbst in der Antarktis erscheint eine deutschsprachige Zeitung namens „Atka-Express“, die mehrmals im Jahr von der Besatzung der deutschen Antarktisstation im Internet veröffentlicht wird.

Der Verkauf der überregionalen deutschen Tageszeitungen im Ausland geht indessen geringfügig zurück. Sowohl die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) als auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) verloren in den vergangenen Jahren an Auflage. Den Höhepunkt des Auslandsverkaufs verzeichnete die „FAZ“ im Jahr 1998, rund 24 500 Exemplare wurden damals täglich verkauft. 2010 lag die Auflage nur noch knapp über 16 000. Die „SZ“ gibt an, ihre Auslandsauflage sei im vergangenen Jahr um weniger als zwei Prozent gesunken.

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