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Zu meinem ÄRGER: „Bild“ flattert

Stephan Weichert, Gründer und Mitherausgeber des Debattenforums Vocer.org, über seine Medienwoche.

Herr Weichert, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Dass die „Bild“-Zeitung ernsthaft versucht, den AWD-Gründer Carsten Maschmeyer in einer mehrteiligen Artikelserie reinzuwaschen. Noch vor einigen Wochen hat sich die zweitgrößte Tageszeitung Europas während der Medienhatz auf Christian Wulff als Gralshüter der Pressefreiheit aufgeblasen, jetzt promotet sie ganz ungeniert das neue Ratgeber-Buch „Selfmade. erfolg reich leben“ von Wulffs Busenfreund. Das ist eine – selbst für „Bild“-Verhältnisse – publizistische Flatterhaftigkeit sondergleichen.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Medienjournalismus in Deutschland gerät leider immer mehr zur Gossip-Schleuder für Halbwahrheiten und Lästereien – selbst bei angesehenen Fachblättern mangelt es an sauberen Recherchen und tiefgründigen Analysen. Umso mehr freut es mich, dass das NDR-Magazin „Zapp“ wöchentlich kontroverse Themen aufgreift, die noch nicht durch alle Medienkolumnen dieser Republik geisterten, wie etwa die manipulative Social-Media-Kampagne „Kony 2012“, hinter der eine fragwürdige Hilfsorganisation steht.

Welche Webseite empfehlen Sie?

Mein persönlicher Favorit sind momentan die datenjournalistischen Kunstwerke der New York Times: Was man hier unter dem Suchbegriff „Interactive“ an interaktiven Grafiken und Features findet, ist nicht nur innovativer, sondern großer Journalismus.

Stephan Weichert ist Gründer und Mitherausgeber des Debattenforums Vocer.org. Er lehrt an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation Hamburg

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