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Zu meinem Ärger: Hirschhausen statt „Downtown Abbey“

Oliver Jahn, Chefredakteur des Magazins „AD Architectural Digest“, ärgert sich darüber, dass das deutsche Fernsehen so wenig gute Serien zu bieten hat und freut sich über die Selbstironie beim Fernsehpreis.

Lieber Herr Jahn, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Ich habe mir diese Woche die zweite Staffel der wunderbaren englischen Kostümdramaserie „Downton Abbey“ auf DVD angesehen und mich darüber geärgert, dass das deutsche Free-TV auch in diesem Fall wieder einmal mit traumwandlerischer Sicherheit nicht rechtzeitig zugegriffen hat. Ob nun „Mad Men“, „The West Wing“ oder „The Wire“ – ein über viele Staffeln sich immer abgründiger und weitreichender ausfaltender Plot, mehrfach gebrochene Charaktere und Dialoge, deren Scharfsinn man in der Scoville-Skala angeben sollte: all das ist irgendwie die Sache des deutschen Fernsehens nicht. In den USA schmückte einer der Hauptdarstellerinnen von „Downton Abbey“ das Cover der „Vanity Fair“, Ralph Lauren richtete eine Modenschau nach dem Vorbild der Serie ein und eröffnete das Defilee mit der Titelmusik. Andernorts erkennt man schnell die kulturtragende Kraft dieser neuen TV-Epen. Und bei uns? Allenthalben herrscht die Angst vor der Quote. Mario Barth und Eckhart von Hirschhausen werden es schon richten.

Gab es auch etwas, über das Sie sich freuen konnten?

Die überraschende Selbstironie und Selbstkritik, die die TV-Branche bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises diese Woche in einigen Momenten aufbrachte, lässt hoffen.

Welches Youtube-Video können Sie empfehlen?

Ein Best of der Maggie-Smith-Momente in „Downton Abbey“. Als kleiner Teaser für die Serie. The Rt. Hon. Violet, Dowager Countess of Grantham als Gralshüterin der englischen Kultur und Klassengesellschaft. Natürlich hat sie ein Herz für die Angestellten. Sie hat immerhin auf dem Ball der Bediensteten einmal mit dem Butler getanzt. http://www.youtube.com/watch?v=TVMtffzbAwk&feature=relmfu

Oliver Jahn ist

Chefredakteur

des Magazins

„AD Architectural

Digest“ aus dem Condé Nast Verlag.

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