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Katrin Gottschalk ist Chefredakteurin des "Missy Magazine".

© Stefanie Kulisch

Zu meinem ÄRGER: Partei ergreifen immer nur die anderen

"Missy Magazine"-Chefredakteurin Katrin Gottschalk ärgert sich über den Tenor in der Griechenland-Berichterstattung und freut sich über eine Frauenquote bei der ARD-Filmtochter Degeto.

Worüber haben Sie sich in der vergangenen Woche in den Medien am meisten geärgert?

Am Dienstag veröffentlichte Thomas Piketty zusammen mit vier weiteren Wirtschaftswissenschaftlern auf „The Nation“ einen offenen Brief an Angela Merkel. Der Text mit der Überschrift „Austerity Has Failed“ ging schnell viral – ein gängiger Effekt, wenn jemand im Netz eine Meinung vertritt, der viele Menschen zustimmen. In deutschen Medien heißt das Debattenbeitrag und ist ein sehr beliebtes Format. Andrian Kreye beschreibt in der „Süddeutschen Zeitung“ diese Verknüpfung der „traditionellen intellektuellen Debatte mit der Dynamik des Internets“ allerdings als ein „Dilemma“. Er meint, die Wissenschaftler hätten sich hier von einem Aktivisten instrumentalisieren lassen und findet: „Medien und Wissenschaft dürfen (...) politisch keine Partei ergreifen.“ Auf diese Argumentation greifen interessanterweise immer diejenigen zurück, die mit einer anderen Meinung nicht übereinstimmen. Politisch Partei ergreifen immer nur die anderen. Diese Einstellung verdeckt, wie deutsche Medien in den letzten Monaten mehrheitlich genau das taten – und Griechenland schlicht als „Pleitestaat“ und Staatschef Tspiras als „Erpresser“ dargestellt haben. Das ist das eigentliche Dilemma. Jede Stimme, die diesen eingefahrenen Blick weitet, ist wichtig.

Gab es auch etwas, über das Sie sich freuen konnten?

Am Mittwoch wurde bekannt, dass die ARD-Filmtochter Degeto eine Quote einführt – ab August sollen mindestens 20 Prozent aller von Degeto produzierten oder mitfinanzierten Filme von Frauen kommen. Nur sechs Prozent der Regisseure für den ARD-Sonntagskrimi waren 2013 weiblich und nur überhaupt elf Prozent aller fiktionaler Sendungen in ARD und ZDF sind unter weiblicher Regie entstanden – dabei sind mittlerweile 42 Prozent der Absolventen von Regiestudiengängen Frauen. 20 Prozent sind zwar noch immer zu wenig und Degeto nicht gerade die prestigeträchtigste ARD-Tochter, es ist aber es ein guter Anfang.

Welches Youtube-Video können Sie empfehlen?

In der Youtube-Serie „Tariks Genderkrise“ beschäftigt sich der Kölner Tarik Tesfu in fünf- bis zehnminütigen Folgen mit Themen wie der Öffnung der Ehe, warum die Gender Studies nicht beißen oder Asexualität. Die Videos sind informativ und dabei sehr unterhaltend. Ein wichtiges neues Projekt im Youtube-Universum.

- Katrin Gottschalk ist Chefredakteurin des „Missy Magazine“. Die nächste Ausgabe erscheint am

10. August.

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