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Glücklich zu zweit. Wolfgang Rademann mit seiner Lebensgefährtin, der Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek.

© dpa

Update

Zum Tod von Wolfgang Rademann: Er war ein Unterhaltungsreisender

Wolfgang Rademann sagte, „das Leben war sehr gut zu mir“. Am Sonntag ist der Erfolgsproduzent mit 81 Jahren in seiner Geburtsstadt Berlin gestorben. Ein Nachruf.

Die Erfolgsliste dieses Fernsehproduzenten ist furchterregend lang. „Die Peter Alexander Show“, „Ein verrücktes Paar“ mit Harald Juhnke, „Die Schwarzwaldklinik“ und aktuell „Das Traumschiff“, das sind nur einige der Quotenstreiche von Wolfgang Rademann. Er wollte ein, sein Publikum unterhalten, bestens unterhalten, niemals wollte er die Zuschauer im Zweiten belehren.

Um die Kritik scherte er sich keinen Deut, um sein Publikum umso mehr. Rademann verstand sich als erster Diener eines Unterhaltungsbedürfnisses, das ein breites Publikum prägt. Weglachen, wegträumen, für 60 und mehr Minuten dem bedrängenden Alltag enthoben sein. Rademann nannte sich selbst einen „Unterhaltungsfuzzi“, er sagte das mit Stolz und Selbstgewissheit. Kein Wille zum Feuilleton?

Da konnte Rademann so breit grinsen wie der Ku’damm lang ist. Den kannte er genau, denn Wolfgang Rademann wurde 1934 in Berlin geboren, in Neuenhagen. Nach dem Krieg arbeitete er als Lokalreporter, stellte für den Rundfunk Tanzmusik-Sendungen zusammen, nach seiner Flucht im November 1958 war er wieder Reporter, für die „B.Z.“ und verschiedene Illustrierte. Das brachte dem umtriebigen Rademann einen Haufen Kontakte in der Showbranche und 1962 einen Vertrag als Pressechef von Caterina Valente ein.

Was folgte, war eine Fernsehkarriere hinter den Kulissen, wie es in Deutschland kaum eine zweite gab. Rademann, der „Workaholic“, kümmerte sich in seinen Produktionen um das Große und Grobe, um das Kleine und das Feine, er war Feldherr und Fußsoldat. Keiner wusste eben besser, wie ein Publikumserfolg herbeiproduziert werden konnte.

Seit mehr als 40 Jahren mit der Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek liiert

Wolfgang Rademann war immer unterwegs, er lebte aus dem Koffer, sein Büro war er selbst, er hatte keine Firma, für die Produktion nutzte er die Infrastruktur der Polyphon. Ein Privatleben war ihm nur insofern wichtig, als er seit mehr als 40 Jahren mit der Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek liiert war. Er war ein Unterhaltungsreisender, vielleicht auch ein Getriebener: 1934 geboren, der Vater 1947 verhungert, Flucht aus der DDR, so einer musste sich um sich und sein Fortkommen selber kümmern.

Wolfgang Rademann erkannte früh und früher als andere, welches Potenzial im Medium Fernsehen steckt. Schon 1964, nur ein Jahr, nachdem das Zweite Deutsche Fernsehen auf Sendung gegangen war, glückte ihm mit der Musiksendung „Das Leben ist die größte Show“ der telegene Durchbruch. Das Genre lag noch auf der Caterina-Valente-Spur, ausgeformt und überformt mit Shows wie „Sing mit Horst“, „Peter Alexander Show“, „Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre“ und der „Wencke Myhre Show“. Große Treppe, große Roben, große Namen, dazu jede Menge eigener Ideen, die der „Medienvielfraß“ auch aus sieben Zeitungen täglich, 20 Illustrierten wöchentlich, Kino und Fernsehen destillierte. Er sammle und beobachte Trends, sagte er.

Sonnenschein, Luxus, traumhafte Kulissen an schönsten Plätzen

Rademann hatte ein untrügliches Gespür dafür, welche Populärkunst dem Publikum gefallen könnte. Die US-Quotensensationen von „Denver-Clan “ und „Dallas“ übersetzte er Mitte der 1980er Jahren für das ZDF in die „Schwarzwaldklinik“, aus dem „Love Boat“ und der DDR-Serie "Zur See" amalgierte er 1981 das „Traumschiff“.

Das Rezept wurde über 30 Jahre nicht geändert: Sonnenschein, Luxus, traumhafte Kulissen an schönsten Plätzen der Welt und immer ein Happy End. Ob die Schauspieler glänzen oder die Dialoge funkeln, ist nur insofern eine Frage als dass die Palme nicht verdeckt werden darf. Einmal gab es einen Toten auf dem „Traumschiff“, das Publikum war von dem Widerspruch irritiert. Danach war der Tod nie wieder Passagier auf der „MS Deutschland“.

„Die Wirklichkeit fließt niemals mit ein“, da komme nur rein, was er, Rademann, wolle, dass da reinkomme. Vieles basierte bei ihm auf dem Prinzip „Handschlag“, mit der Polyphon hatte er nie einen Vertrag, ähnlich war die Zusammenarbeit mit dem ZDF gestaltet. Rademann war treu zum Sender, auch wenn es anderswo mehr Mark und Euro zu verdienen gegeben hätte, der Sender war treu zu ihm – selbst die ZDF-Intendanten redeten dem Erfolgsproduzenten nicht rein.

Wolfgang Rademann sagte, „das Leben war sehr gut zu mir“. Beruflich habe er viel Glück und immer den richtigen Riecher gehabt. Konnte diese „Berliner Schnauze“ durch rein gar nichts aus der Fassung gebracht werden? Und ob. Empfindlich reagierte er auf die Unterscheidung in U wie Unterhaltung und E wie Ernst. „Leonard Bernstein hat mal gesagt, es gibt keine U- oder E-Musik, sondern nur gute oder schlechte, und das gilt meiner Meinung nach auch für das Fernsehen.“ Am Sonntag ist Wolfgang Rademann mit 81 Jahren in seiner Geburtsstadt Berlin gestorben.

ZDF setzt "Traumschiff" fort

Das ZDF will „Das Traumschiff“ weiterhin auf die Reise schicken. „Selbstverständlich setzt das ZDF das „Traumschiff“ fort - und zwar ganz im Sinne von Wolfgang Rademann“, teilte eine Sprecherin mit. Die beiden für den kommenden Jahreswechsel vorgesehenen Folgen mit Ziel Palau und Kuba (26. Dezember sowie 1. Januar) werden derzeit produziert.

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