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Medien: Zwei Außenseiter: Scorsese porträtiert Dylan

Hibbing, Minnesota. Dort kommt Bob Dylan her.

Hibbing, Minnesota. Dort kommt Bob Dylan her. „Man konnte kein Rebell sein, dazu war es zu kalt“, sagt Dylan selbst lakonisch. Dylan redet? Als im vergangenen Jahr „No Direction Home“ als DVD auf den deutschen Markt kam, wunderten sich die Rezensenten: Tatsächlich, er spricht! Der Musiker, der heute 65 Jahre alt wird, lehnte Interviews lange Jahre ab, seine Konzerte absolviert er einsilbig, was noch übertrieben ausgedrückt ist. Und nun das: Bob Dylan sitzt faltenreich, aber entspannt vor der Kamera. Er lächelt sogar und erinnert sich detailliert an seine Anfangsjahre in den Sechzigern.

Martin Scorsese hat in seiner umfangreichen Filmografie nach dem Konzertfilm „The Last Waltz“ einen zweiten musikalischen Meilenstein gesetzt, und wieder geht es um Bob Dylan. Dreieinhalb Stunden dauert „No Direction Home“. Das Dylan-Interview hat allerdings nicht Scorsese, sondern Dylans Freund Jeff Rosen geführt. Die Leistung des Regisseurs besteht in der Montage der Gesprächsausschnitte und des umfangreichen Archivmaterials. Allein des Soundtracks wegen ist der Film ein großes Vergnügen.

Als Symbolfigur der Sechziger-Jahre- Rebellion taugte Bob Dylan allerdings nur für kurze Zeit. „Ich war ein Außenseiter. Sie wollten mich zum Insider machen, aber ohne mich“, sagt Dylan. Die Enttäuschung bei Joan Baez oder Pete Seeger ist noch immer zu spüren. Auch aus D.A. Pennebakers „Don’t Look Back“, jener erstklassigen Dokumentation über eine Konzert-Reise Dylans nach England, zitiert Scorsese ausgiebig. Da war Dylan schon für viele ein „Judas“ geworden, weil er zur elektrischen Gitarre gegriffen und damit angeblich die Protestbewegung zugunsten des kommerziellen Erfolges verraten hatte. „Er verärgerte alle, weil er nicht auf Befehl Männchen machte“, erinnert sich Allen Ginsberg.

Dass die Zeitreise von Scorsese bereits mit Dylans zeitweiligem Rückzug nach einem Motorrad-Unfall im Jahr 1966 endet, ist – trotz dreieinhalb Stunden Dauer – nur zu bedauern.

„No Direction Home“: Mittwoch WDR, 23 Uhr 15; BR, 23 Uhr 20

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