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Medien: Zweite Schöpfung: Bauplan Mensch - Bilder aus Grenzbereichen der modernen Medizin

Die zweite Schöpfung. ARD.

Die zweite Schöpfung. ARD. Es muss lange her sein. Damals war noch von Medizinstudenten die Rede, die im OP ohnmächtig umfielen. Heute gerät der Zuschauer beim Zappen mindestens einmal ins offene Herz eines Bypass-Patienten. Können da Bilder, wie sie Tilmann Achtnich aus den Grenzbereichen der modernen Medizin zeigte, überhaupt noch ängstigen? Menschenhäute und Organe, die sich wie Champignons züchten lassen, Mäuse, auf deren Rücken menschliche Ohren wachsen: Die Biotech-Firmen im Hinterhof nebenan gleichen zwar Frankenstein-Laboratorien, ihre Trümpfe aber scheinen mittlerweile selbstverständlich. Wer sollte sich auch gegen einen "Hirnschrittmacher" wenden, der einer dankbaren Parkinson-Patientin ins Gehirn gepflanzt wurde und sie nun fernsteuert? Dass der Arzt ihre Sprache über die Fernbedienung einstellte - so, als ginge es um einen Radiosende - ließ wohl nur am Fortschritt zweifeln, wen diese Krankheit nicht plagt. Das Beispiel schien jenen Biologen drastisch Recht zu geben, für die der Bauplan des Menschen keine Geheimnisse mehr birgt - wie etwa das der "Seele". Der Mensch erweist sich als ebenso reparabel wie eine Waschmaschine. Das Überschreiten unklarer ethischer Grenzen, so Achtnichs wohl richtige Vermutung, nimmt er in Kauf. Hauptsache, er wird geheilt.

Michael Burucker

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