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Meinung: … Österreich

Seit ein paar Tagen kursieren in Österreich ziemlich skurrile Fotos. Sie stammen aus den späten Achtzigerjahren und zeigen den heutigen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Seit ein paar Tagen kursieren in Österreich ziemlich skurrile Fotos. Sie stammen aus den späten Achtzigerjahren und zeigen den heutigen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Auf einem Teil der Bilder trägt er Camouflage-Gewand, steht mit ein paar Gesinnungsfreunden zuerst vor einem Kriegerdenkmal, dann sieht man die Herrschaften mit Schlagstöcken bewaffnet in einem Wald. Die Bilder erinnern frappant an Aufnahmen von sogenannten Wehrsportübungen, bei denen sich österreichische Neonazis Ende der 80er für was auch immer fit gehalten hatten. Strache selbst sagt, dass er natürlich nicht an einer Wehrsportübung teilgenommen, sondern lediglich mit ein paar Freunden Paintball gespielt habe. Dass mindestens zwei seiner Spielkameraden später rechtskräftig wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilt wurden, tut seiner Meinung nach nichts zur Sache.

Und dann gibt es noch ein Foto: Auf dem sieht man Strache im vollen Wichs eines schlagenden Burschenschafters, er lächelt in die Kamera und hat drei Finger der rechten Hand nach oben gereckt. Die Pose sieht wie ein in Deutschland verbotener Neonazi-Gruß aus, dabei sollen die drei gespreizten Finger ein W für Widerstand symbolisieren. Aber auch das, sagt Strache, ist eine falsche Interpretation: Er habe mit dieser Geste lediglich drei Bier bestellen wollen.

Skurril das alles, ja, und nachdem die österreichische Öffentlichkeit jetzt ausgiebig diskutiert hat, ob die merkwürdigen Fotos nun bloße „Jugendsünden“ sind, wie Strache und sogar der sozialdemokratische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer feststellten, oder doch Ausdruck einer unverbesserlichen Geisteshaltung (das sagen die Grünen und seltsamerweise auch Jörg Haiders BZÖ), könnte man eigentlich wieder zur Tagesordnung übergehen. Strafrechtlich sind die Fotos nämlich nicht relevant, wie der angesehene linke Jurist Alfred Noll feststellte, und außerdem belegen sie nur etwas, was sich die meisten Österreicher ohnehin schon gedacht haben: dass Strache und seine FPÖ zumindest unter der Hand keine Berührungsängste mit Neonazis haben.

Und doch gibt es in dieser Geschichte noch eine Geschichte: Die Fotos wurden nämlich, wie man heute weiß, von der Neonazi-Szene selbst über Umwege den Medien zugespielt.

Markus Huber

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