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Meinung: … Südafrika

Wirtschaftliche Highlights aus Afrika sind selten – mit Ausnahme von Südafrika. Dessen Sonderstellung zeigt sich an der Johannesburger Börse (JSE).

Wirtschaftliche Highlights aus Afrika sind selten – mit Ausnahme von Südafrika. Dessen Sonderstellung zeigt sich an der Johannesburger Börse (JSE). Hier werden in einer Woche mehr Aktien umgeschlagen als im übrigen Afrika in einem Jahr. Gegründet wurde die Börse vor 120 Jahren. Gehandelt wurde mit Anteilsscheinen der Goldminen. Johannesburg war damals eine Goldgräberstadt mit rauen Sitten, das Schießeisen saß locker. Viel hat sich daran nicht geändert. Der schlechte Ruf der Wirtschaftsmetropole ist geblieben, die Goldgräberstimmung auch, zumindest an der Börse: Befeuert von einem beispiellosen Rohstoffboom klettert die JSE seit drei Jahren ohne Atempause. Seit Anfang 2004 hat sie mehr als 80 Prozent zugelegt und dank des auf über 700 Dollar geschnellten Goldpreises nun auch die Schwelle von 22 000 Punkten durchbrochen. Südafrika ist weltweit der größte Produzent von Platin und Gold, exportiert aber auch Chrom, Eisenerz, Mangan, Titan und Kohle.

Nicht wenige meinen, dass die Börse wegen des Rohstoffhungers der Chinesen und der ungezügelten Nachfrage der Verbraucher am Kap weiter steigen wird. „Der Konsumboom dauert viel länger als erwartet. Obwohl die Schulden der Verbraucher gestiegen sind, liegen sie noch immer unter denen in den USA oder Großbritannien“, frohlockt Mike Schröder vom Finanzdienstleister Old Mutual. „Zudem profitieren die Firmen vom längsten Aufschwung seit dem Zweiten Weltkrieg und machen fast alle gute Gewinne. Und schließlich bewegt sich unser Wachstum erstmals seit langem wieder auf 6 Prozent zu.“ Optimisten wie Schröder erhoffen sich weitere Impulse durch die neue schwarze Mittelklasse, aber auch von einem Infrastrukturprogramm in Höhe von 25 Milliarden Euro, mit dem Südafrika zur Fußball-WM 2010 das eigene Wachstumspotenzial stärken will. Skeptiker sind hingegen der Meinung, dass die hohen Kursgewinne wegen der verschleppten Reformen am Arbeitsmarkt, der Aids-Epidemie und der Lücken im Bildungssektor kaum zu rechtfertigen sind. Bereits jetzt verzeichnet Südafrika einen Aderlass an Fachkräften. Wie die jüngsten Stromausfälle in Johannesburg und Kapstadt zeigen, sind die neuen Stadtverwaltungen durch den überstürzten Austausch kompetenter Mitarbeiter durch zum Teil unerfahrene Schwarze oft nicht mehr in der Lage, Ausbau und Unterhalt der Infrastruktur zu garantieren. „Wenn die Goldgräberstimmung auch in den nächsten Jahren anhalten soll, müssen diese Defizite rasch behoben werden“, warnt der bekannte Broker David Shapiro.

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