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Meinung: 1. Mai: Im Dunkeln verloren

Das war dann doch noch ein Desaster. Obwohl Innensenator Eckart Werthebach 9000 Polizisten aufbieten konnte, hat Kreuzberg diesmal weit heftigere Mai-Krawalle erlebt als in den letzten Jahren.

Von Frank Jansen

Das war dann doch noch ein Desaster. Obwohl Innensenator Eckart Werthebach 9000 Polizisten aufbieten konnte, hat Kreuzberg diesmal weit heftigere Mai-Krawalle erlebt als in den letzten Jahren. Mehr als anderthalb Stunden gelang es den Sicherheitskräften nicht - selbst mit dem Einsatz von acht Wasserwerfern -, eine Festwiese zu räumen und weitere Ausschreitungen zu verhindern. Aber warum? Hatte Werthebach nicht vor diesem 1. Mai mehrmals eine "niedrige Eingreifschwelle" der Polizei angekündigt? War nicht das größte Polizeiaufgebot seit den Hausbesetzer-Krawallen 1982 in die Stadt geholt worden? Und dann diese Bilder: Eine Handvoll Randalierer deckt die Polizei mit Steinen ein. Die Beamten, seltsamerweise meist ohne die schützenden Plastikschilde unterwegs, ziehen sich immer wieder zurück. Oder: Am Rand der Festwiese werden Autos in Brand gesetzt, aber die Wasserwerfer können die Feuer erst nach einer Viertelstunde löschen. Dass 9000 Polizisten einen mangelhaften Einsatz ausgeführt haben könnten, damit der Innensenator seinen Wunsch nach einer Veränderung des Versammlungsrechts hinreichend belegen kann - das möchte man nicht glauben. Aber Fragen bleiben, zumal Werthebach bis nachmittags noch wie der sichere Tagesgewinner aussah: Keine Krawalle bei der NPD-Demonstration in Hohenschönhausen am Vormittag, ein friedlicher PDS-Aufzug in Kreuzberg bis gegen 16 Uhr. Doch dann ist der Kiez explodiert. Der Berliner Innensenator wird eine Menge zu erklären haben.

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