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11. September 2001: Sind so viele Opfer

Am 11. September 2001 griffen Osama bin Laden und seine Terrorbande Al Qaida die Vereinigten Staaten von Amerika an. Bin Laden ist ein emanzipationsfeindlicher, religiöser Totalitarist. Amerika gilt als Symbol der Emanzipation, der Meinungsfreiheit und des Pluralismus. Dafür wird das Land gehasst, diesem Symbol galt der Angriff.

Am 11. September 2001 griffen Osama bin Laden und seine Terrorbande Al Qaida die Vereinigten Staaten von Amerika an. Bin Laden ist ein emanzipationsfeindlicher, religiöser Totalitarist. Amerika gilt als Symbol der Emanzipation, der Meinungsfreiheit und des Pluralismus. Dafür wird das Land gehasst, diesem Symbol galt der Angriff.

Seitdem wird im Westen an jedem 11. September der Opfer der Anschläge gedacht. In diesem Jahr veranstaltet die US-Botschaft in Berlin ihre Gedenkfeier zusammen mit der Jüdischen Gemeinde der Stadt und der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum. Warum das? Was macht den 11. September 2001 zu einem speziell jüdischen Trauertag?

Die Frage klänge banal, wäre sie nicht so ernst. In einer ersten Annäherung könnte die Antwort lauten: Terror ist Terror. Jeder Terrorist zielt auf Unschuldige. Insofern haben Amerikaner im Jahr 2001 erlitten, was Israelis schon oft erlitten haben und wovor Juden in aller Welt sich fürchten müssen. In diesem Sinne wäre die Gedenkfeier zu verstehen als ein Zusammenschluss verschiedener potenzieller Terroropfer.

Doch seit langem sterben durch Anschläge militanter Islamisten mehr Muslime – wie jüngst in Algerien gezeigt und ständig im Irak und Afghanistan – als Juden oder Christen. Den Fakten und der Argumentation zufolge müsste die US-Botschaft also auch eine Gedenkfeier in einer Moschee erwägen, nach dem Motto: den wahren Glauben gegen dessen Missbrauch und Instrumentalisierung verteidigen! Oder sie müsste Alice Schwarzer und die „Emma“-Redaktion einladen, weil schließlich im Weltbild Osama bin Ladens von der Gleichberechtigung der Frauen eine noch größere Bedrohung ausgeht als von „den Zionisten“.

Das eine wie das andere wird die US-Botschaft wohlweislich unterlassen, denn der Angriff vom 11. September 2001 galt weder Frauen noch Juden, weder Muslimen noch Christen, sondern der Freiheit, der Demokratie, der Emanzipation und dem individuellen Streben nach Glück.

Das aber vernebelt die geplante Gedenkveranstaltung. Stattdessen suggeriert sie, was Antisemiten und Antiamerikaner gleichermaßen behaupten: Zwischen Amerika und Israel gibt es eine ewige Freundschaft, eine Art unheilige Allianz zum Nachteil der Araber, gesteuert durch mächtige jüdische Lobbygruppen in den USA. Und: Wer das Nahostproblem löst, beseitigt die Ursachen des Terrors.

All das ist falsch und wurde oft widerlegt. Russen, nicht Amerikaner unterstützten 1948 die Gründung des Staates Israel. Frankreich versorgte das kleine Land mit Waffen. Während der Suezkrise zwangen die USA Israel zum Rückzug. Ronald Reagan setzte 1982 gegen Menachem Begin den Plan durch, die PLO aus Beirut zu evakuieren. Und so weiter.

Dennoch leben die Ressentiments munter weiter. Die Post-festum-Solidarität amerikanischer und jüdischer Opfer impliziert nun, dass Amerika für die Sünden Israels tatsächlich büßen kann. Sie folgt der Logik der Feinde. Die Gedenkfeier zementiert folglich Vorurteile, unabsichtlich zwar, aber das macht die Sache nicht besser. Darum das nächste Mal bitte: erst denken, dann gedenken!

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