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Jacke einer Teilnehmerin einer Wahlkampfveranstaltung der AfD in Görlitz

© dpa/Sebastian Kahnert

1G-Tag im Supermarkt?: Es geht zu oft um die Freiheit Ungeimpfter

Keine Lohnfortzahlung mehr für Ungeimpfte in Quarantäne: Falsch ist das nicht. Doch die Politik meidet die echten Konflikte. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Karin Christmann

Mit der Freiheit kommt die Verantwortung, und so gibt es gute Gründe, dass Ungeimpfte ihr Quarantänerisiko in finanzieller Hinsicht bald nicht mehr auf die Allgemeinheit abwälzen können. Wer selbstbestimmt entscheidet, sich nicht gegen Corona impfen zu lassen, der kann nicht zwei Wochen bei vollem Gehaltsausgleich in Quarantäne verbringen. So weit, so logisch. Und doch ist die Entscheidung nicht zufriedenstellend. Sie ist nicht viel mehr als ein großes „Siehstewohl“ an die Adresse der Ungeimpften.

Die Gesundheitsminister:innen haben den einfachen Weg gewählt und Ungeimpften dort die Aussichten auf Herbst und Winter unerfreulich gemacht, wo kein ernsthafter Konflikt auszutragen war. Sie gehen damit das Risiko ein, dass Kontaktpersonen einfach verschweigen, dass sie in Quarantäne gehen müssten. Und sie scheuen sich, stattdessen an den großen Stellschrauben zu drehen.

[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: Heroisch, leichtsinnig oder einfach das Richtige? - Deshalb impfen Ärzte schon jetzt Kinder unter zwölf Jahren gegen Corona]

Insgesamt nämlich sorgt sich die Gesellschaft immer noch viel zu sehr um die Freiheitsrechte freiwillig Ungeimpfter und viel zu wenig um das Recht aller anderen, vor dem Virus geschützt zu werden.

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Beispielsweise gibt es keine Impfpflicht für Mitarbeiter:innen in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen und Kitas. Dabei wäre die geboten und angesichts der besonderen Verantwortung, die diese Menschen qua Beruf tragen, auch verhältnismäßig. In allen anderen Arbeitsstätten bräuchte es zumindest eine 3G-Regel. Wieso gelten verpflichtende Tests als unzumutbar – doch Geimpfte müssen sich den Risiken aussetzen, die für sie entstehen, wenn sie an der Arbeitsstätte mit Ungeimpften zusammentreffen? Hier setzt die Politik die Prioritäten völlig falsch.

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Und wie sieht es im Alltag aus, der doch angeblich mit 2G- und 3G-Regeln so herrlich pandemiesicher gestaltet wurde? Jede Regel ist nur so viel wert wie die politische und gesellschaftliche Bereitschaft, sie auch durchzusetzen.

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Daran mangelt es allzu oft, ob in Bussen und Bahnen, wo viele Masken am Handgelenk baumeln, oder in der Gastronomie und bei Kulturveranstaltungen, wo 3G-Nachweise flüchtig oder gar nicht kontrolliert werden.

Was es stattdessen bräuchte, ist die persönliche, direkte Ansprache aller noch Ungeimpften. Viele Menschen haben mittelschwere Vorbehalte, die sich im persönlichen Gespräch ausräumen ließen, sind aber keine Impfgegner:innen im eigentlichen Sinne.

Und es braucht kreative Lösungen, den Vorerkrankten und Vorsichtigen den Alltag erleichtern. Warum nicht ein 1G-Tag im Supermarkt? Ein Tag in der Woche, an dem nur Geimpfte Zutritt haben, damit gefährdete Personen sich mit deutlich verringertem Risiko versorgen können: Das ließe sich machen – wenn die Politik nur wollte.

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