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Meinung: „2005 wird das Wachstum …

… ziemlich sicher zwischen 1,5 und zwei Prozent sein.“ Der Mann ist freundlich, diskret und der leibhaftige Beleg dafür, dass Gerhard Schröder es seinerzeit ernst gemeint hat mit dem Spruch, es gebe keine linke und keine rechte Wirtschaftspolitik, sondern nur moderne.

Von Robert Birnbaum

… ziemlich sicher zwischen 1,5 und zwei Prozent sein.“

Der Mann ist freundlich, diskret und der leibhaftige Beleg dafür, dass Gerhard Schröder es seinerzeit ernst gemeint hat mit dem Spruch, es gebe keine linke und keine rechte Wirtschaftspolitik, sondern nur moderne. Bernd Pfaffenbach verdankt diesem Glaubensbekenntnis eine höchst ungewöhnliche Karriere. Der promovierte Volkswirt war 1998 der einzige Spitzenbeamte im Kanzleramt, den der neue Hausherr vom alten übernahm. Zwei Jahre später stieg der Vizechef der Fachabteilung Wirtschaftspolitik zu Schröders ökonomischem Chefberater auf, jetzt steht die nächste Beförderung an: Pfaffenbach wird Nachfolger des in die Wirtschaft gewechselten Alfred Tacke als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Der Wechsel der Dienststelle verbirgt dem ersten Blick, dass aus dem Chefberater der Super-Chefberater wird: Der „Sherpa“, der dem Regierungschef den Weg auf die Weltwirtschaftsgipfel bahnt.

Möglich gemacht hat den ungewöhnlichen Aufstieg genau das, was ihn so ungewöhnlich macht. Pfaffenbach hat sein Handwerk bei großen Namen der praktischen Nationalökonomie gelernt, vom legendären Staatssekretär Otto Schlecht bis zum späteren Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer. Für Helmut Kohl organisierte er Industriekontakte, bei den damals trendigen „Asienoffensiven“ saß der hochgewachsene Bürstenschnitt-Träger immer mit Regierungsairbus.

Diese alten Kontakte haben viel zu der Wertschätzung beigetragen, die ihm der neue Kanzler entgegenbrachte. Dass der parteilose Pfaffenbach auch die alten Beziehungen zur jetzigen Opposition nie abreißen ließ, hat ihm lange das Misstrauen strammer SPD-Kader eingetragen. In der SPD-Linken verübelt ihm mancher bis heute, dass er als Mann im Hintergrund (der auch an den Kanzler-Reden mitschrieb) maßgeblich Schröder mit Argumenten gegen Oskar Lafontaine aufmunitionierte. Dessen linkem Weltökonomentum setzte Pfaffenbach seine am Mainstream geschulte Angebotsökonomie entgegen. Wenn die Opposition heute widerwillig einräumt, dass die Agenda 2010 im Ansatz so falsch nicht ist, dann hat Pfaffenbach auch daran seinen fachlichen Anteil.

Der neue Job freilich wird mehr verlangen als Fachverstand. Die Rolle des „Sherpa“ ist eine hoch weltpolitische, und auch Tacke hat keine kleinen Schuhe hinterlassen: Der rührige Niedersachse hat schon den Landespolitiker Schröder die Feuerwehr gespielt, wenn es in der Wirtschaft irgendwo brannte.

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