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Aaqil Ahmed, Religionsexperte: "Multikultur braucht einen Champion"

Aaqil Ahmed ist Religionsexperte des BBC, die mit ihrem Festhalten am Multikulturalismus immer öfter in Bedrängnis kommt. Vor allem die Christen fühlen sich versetzt. Ein Porträt.

Nur Wochen, nachdem der Erzbischof von Canterbury sich beim Lunch mit dem BBC-Generaldirektor beschwerte, das Christentum werde in der Berichterstattung des Senders „an den Rand gedrängt“, ernannte die BBC einen gläubigen Muslim zum Programmchef für „Religion und Ethik“. Aaqil Ahmed, 38 Jahre, Sohn eines pakistanischen Markthändlers, der nach Bolton in Nordengland emigriert war, stach im Bewerbungsverfahren einen Methodistenprediger aus.

„Wäre Ahmed nicht ernannt worden, hätte die BBC gegen die Antidiskriminierungsgesetze verstoßen“, sagen Insider. Ahmed, bisher Programmchef für Religion beim Sender Channel 4, so das Argument, war einfach der beste Mann für den Job. Aber andere wittern eine Verschwörung der BBC gegen das Christentum.

Seit Aaqil Ahmed nach London kam, ein Film- und Fotostudium absolvierte und bei der BBC begann, macht er Programme über Religion. 2001 war er für eine große Serie über den Islam verantwortlich. Ab 2003 war er bei Channel 4, machte das viel gepriesene Programm „Im Kopfe eines Selbstmordbombers“ und eine Serie über das Christentum, die Kritiker als „Serie von Plattitüden“ bezeichneten. Einige wollen darin sogar muslimische Vorurteile entdeckt haben. Unklar ist, wie weit Ahmed hinter der Idee steckte, den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad für die traditionelle „alternative Weihnachtsbotschaft“ zu wählen, mit der Channel 4 am Weihnachtstag gegen die Ansprache der Queen in der BBC antritt.

Aber es geht nicht nur um ihn, sondern um die BBC, die mit ihrem Festhalten am Multikulturalismus immer öfter in Bedrängnis kommt. Kritiker werfen der BBC die „religiöse Säuberung“ ihrer Programme vor. Ein Sikh wurde Chef der Sendung „Songs of Praise“ und deren christlich-musikalischer Gehalt auf ein Minimum reduziert. Missionarische Atheisten wie Richard Dawkins hätten besseren Zugang zu BBC-Programmen als Christen, moniert die Kirche.

Ahmed sitzt im Rat einer Stiftung, die für Multikulturalismus und gegen Islamophobie kämpft. Aber Multikulturalismus wird immer häufiger für die zerfallende Kohärenz der britischen Gesellschaft verantwortlich gemacht. Viele Briten glauben, nicht der Multikulturalismus, sondern die Kultur der christlichen Mehrheit bedürfe der Verteidigung. „Wir werden ihn an seiner Produktion messen“, kommentierte die anglikanische Staatskirche.

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