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Meinung: Abtreibungsstreit: Klug regiert

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz muss es wissen. Rom sei im Regieren klüger, als man gemeinhin denkt, sinnierte Karl Lehmann ahnungsvoll noch vor einigen Tagen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz muss es wissen. Rom sei im Regieren klüger, als man gemeinhin denkt, sinnierte Karl Lehmann ahnungsvoll noch vor einigen Tagen. Er sollte Recht behalten - wenn auch auf eine für ihn persönlich schmerzliche Weise. Denn die Kardinalswahl und der Limburger Kompromiss bedingen einander. So verweigerte Johannes Paul II. dem deutschen Chefbischof, der die deutsche Bischofskonferenz in der Frage der Schwangerschaftsberatung bis an den Rande des offenen Widerstandes gegen Rom geführt hatte, erneut die Beförderung zum Purpurträger. Dafür ehrte er einen greisen, deutschen Opus Dei-nahen Theologen. Indem der Pontifex allerdings den Sprecher einer der mächtigsten katholischen Teilkirchen von der nächsten Papstwahl endgültig ausschloss, konnte er im Gespann mit seinen Kuriengewaltigen den liberalen Flügel mit einer konzilianten Geste beruhigen: Der widerspenstige Limburger Ortsbischof Kamphaus darf weitermachen. Denn auch der Papst spürt, dass die Unruhe im Weltepiskopat wegen der römischen Machtpraxis wächst. Und ein Kardinal Lehmann wäre rasch zum glaubwürdigen wie brillianten Vertreter umfassender Reformen im Verhältnis zwischen Zentrale und Teilkirchen geworden. Dieser weltkirchliche Einfluss Lehmanns ist endgültig ausgeschaltet. Dafür konzediert Rom seinen Kritikern gewisse, symbolische Spielräume. Klug regiert - vorerst.

M.G.

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