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Ackermann-Bashing: Warum unsere Wirtschaftsordnung unchristlich ist

Bischof Huber macht es sich zu einfach, wenn er die Schuld am moralischen Verfall bei Ackermann & Co. sucht. Schließlich kann der Chef der Deutschen Bank sein Renditeziel nur deshalb anstreben, weil Millionen mitmachen: Die Häuslebauer, die Anleger, die Schnäppchenjäger.

Es fällt schwer, Wolfgang Huber zu widersprechen, wenn er die Renditevorstellung Josef Ackermanns von 25 Prozent einen Tanz ums goldene Kalb nennt. Noch schwerer fällt es, eine Ordnung als gerecht zu verteidigen, die einen Milliardenschirm für spekulationswütige Banken aufspannt, aber an Kindergärten und Schulen spart. Doch Wolfgang Huber macht es sich zu einfach, wenn er die Schuld allein bei Ackermann und Co sucht, denn am Ende haben wir die Ordnung, die der moralischen Verfasstheit der Menschheit nach 2000 Jahren Christentum entspricht. Wir sind geblieben, was wir immer waren – egoistisch. Schließlich kann Josef Ackermann sein Renditeziel nur anstreben, weil ihm Millionen dabei helfen: Millionen Häuslebauer in den USA, die sich eigentlich kein Haus leisten können, und Millionen Anleger überall in der Welt, die mit den faulen Krediten ein Schnäppchen machen wollten.

Eine Ordnung, die auf Eigennutz setzt, ist im Prinzip unchristlich und deshalb auch ungerecht. Adam Smith hat sich diese Amoralität schön geredet, indem er von der unsichtbaren Hand sprach, die aus dem Eigennutz von Millionen einen virtuellen Gesamtnutzen macht, ein geschicktes Konstrukt, um zugleich Christ und praktizierender Kapitalist zu sein. Diese unsichtbare Hand hat sich in der Finanzkrise als das entpuppt, was sie in Wahrheit ist – Ideologie. Der private Eigennutz von Bankern, Managern und Häuslebauern hat sich – statt zum allgemeinen Wohlstand – zu einer Gesamtkatastrophe entwickelt und also ist guter Rat teuer.

Doch all jene, die nach Alternativen suchen, müssten zuerst die Menschen ändern, bevor sie das System umbauen. Dass der Sozialismus so gnadenlos gescheitert ist, hat eben auch damit zu tun, dass es Bischof Huber und seinen Kollegen in 2000 Jahren nicht gelungen ist, den alten Adam zu besiegen. Und so werden noch so viele moralische Appelle an Herrn Ackermann und Co nichts bewirken. Wenn sie 25 Prozent verdienen können, werden sie es tun, Moral hin, christliche Botschaft her.

Wie hat es Churchill so schön ausgedrückt: Die Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen, ausgenommen alle anderen. Das Gleiche lässt sich auch über den Kapitalismus sagen. Nicht moralische Appelle, sondern allein staatliche Gebote, also ein eng begrenzter Handlungsrahmen, vermögen die unsichtbare Hand zu lenken, nicht weil Herr Ackermann nicht genug kriegen kann, sondern weil wir alle ihm dabei behilflich sind.

Eine Position von Alexander Gauland

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