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Meinung: Advent für Afrika?

Deutsche spenden spärlicher für arme Länder – weil sie den Regimen dort misstrauen

Es ist wieder Advent. Und ausgerechnet in einer Phase, in der die Stimmung in Deutschland schlecht ist, sollen wir uns auf Nächstenliebe und Mitgefühl besinnen. Einfach weil es wieder an der Zeit ist. Und was läge da näher, als mal wieder zu spenden – wie vergangenes Jahr im Advent.

Die Deutschen sind tatsächlich hilfsbereit. Das hat unlängst das enorme Spendenaufkommen zur Fluthilfe gezeigt. Jetzt orientiert man sich wieder, wem man am sinnvollsten Geld zukommen lassen könnte, welche Organisationen dieses Geld verantwortlich verwalten. Und fängt dabei vor der Haustür an. In Berlin und anderswo, bei den Einrichtungen, denen man vertrauen kann.

Und doch stehen große Hilfsorganisationen wie Misereor, das Deutsche Rote Kreuz oder die Caritas vor einem Problem. Beim Planen ihrer Spendenaktionen in der Adventszeit befürchten sie, dass sie in diesem Jahr besonders wenig Geld für Notleidende in Afrika zusammenbekommen werden. Die Spendentöpfe sind leer, die Deutschen haben bereits gespendet – eben für die Flutopfer. Und wenn es Menschen im eigenen Land schlecht geht, ist Afrika fern.

Das darf aber gerade jetzt nicht sein. Nach dem erschreckenden Bericht, der in der vergangenen Woche in Harare veröffentlicht wurde, steht fest, dass besonders das südliche und das östliche Afrika Hilfe so dringend benötigen wie kaum je zuvor. Die Vereinten Nationen schätzen, dass etwa 14,4 Millionen Menschen allein im südlichen Afrika von einer Hungersnot bedroht sind. Dürre und nachhaltiger sintflutartiger Regen haben die Ernten zerstört, die Vorräte sind aufgebraucht, sagen die afrikanischen Landesherren, wenn sie zu den Ursachen für die Katastrophe befragt werden. Das stimmt nur zum Teil. Zwar sind die Kornspeicher leer, ganz gleich, ob man nach Simbabwe, Sambia, Lesotho oder Malawi blickt. Allerdings nicht, weil tatsächlich so viel Mais an die Hunger leidende Bevölkerung verteilt wurde. Sondern weil skrupellose, nur an der eigenen Macht und ihrer Sippe interessierte Politiker die Menschen sterben lassen.

Präsident Mugabe zum Beispiel hat Simbabwe heruntergewirtschaftet und weiße Farmer enteignet, die kommerzielle Landwirtschaft betrieben haben. Das trifft Simbabwes Agrarwirtschaft auf lange Sicht schwerer als etwa ein Wettereinbruch. Und Mugabe nutzt Nahrung als politische Waffe, indem er sie nur an die verteilt, die eine Mitgliedskarte seiner Partei vorzeigen können. In anderen Hungerstaaten sieht es nicht viel besser aus.

Weil aber die Welt trotzdem nicht dabei zusehen kann, wie Millionen von Menschen verhungern, bringen Hilfswerke nach wie vor Nahrungsmittel ins Land, versuchen zu retten und gleichzeitig zur Selbsthilfe anzuleiten. Und das oft auch gegen den Widerstand der Regierungen, die Spenden – mit dem Hinweis auf die eigene Souveränität – selbst verwalten wollen. Dass das nur ein Vorwand dafür ist, möglichst viel von den Geldern nicht weiterzuleiten, sondern für sich selbst abzuzweigen, wissen die Hilfsorganisationen so gut wie ihre Spender.

Und da liegt das Problem: in Deutschland ist man vorsichtig geworden, angesichts der Nachrichten über korrupte, menschenverachtende Politik in vielen Teilen Afrikas. Für diese Adventszeit hatten die großen Hilfsorganisationen eigentlich eine gemeinschaftliche Spendenaktion geplant – zugunsten Afrikas. Die Sache wurde abgeblasen, verschoben auf das kommende Jahr. Weil man befürchten musste, zu wenig Geld zu erhalten.

Das ist genau das falsche Signal. Gerade wenn die Not am größten ist, darf die Skepsis nicht die Oberhand gewinnen, muss geholfen werden. Nicht wahllos und nicht ohne genaueres Prüfen, sondern für diejenigen Projekte in Afrika, die unter direkter Aufsicht der Hilfswerke stehen. Als Investition in die Zukunft: um denen zu helfen, die sonst verhungern, und sie zu stärken, damit sie sich eines Tages selber helfen können. Und wehren, gegen Politiker wie Robert Mugabe.

Stefanie Nannen

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