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Ägypten: Weiter unversöhnt

Gut drei Wochen ist die selbst ernannte „Zweite Revolution“ nun alt. Politik spielt keine Rolle mehr, primitive Siegerjustiz grassiert, und die neuen Herren greifen autoritärer durch, als es Mohammed Mursi je konnte.

Gut drei Wochen ist die selbst ernannte „Zweite Revolution“ nun alt. Politik spielt keine Rolle mehr, primitive Siegerjustiz grassiert, und die neuen Herren greifen autoritärer durch, als es Mohammed Mursi je konnte. Denn den Machtkampf mit den Muslimbrüdern hat das Militär nun alleine in die Hand genommen, derweil sich die alte Mubarak-Elite zufrieden zurücklehnt – wissend, dass ihre alte Welt bald wieder in Ordnung kommt. Und so sind die nationalen Versöhnungsangebote der von General Abdel Fattah el Sissi an die Macht gehievten Politikerriege genauso leer und hohl wie die des abgesetzten Staatschefs Mursi. Ägypten kann die Brücke über seine verfeindeten Lager einfach nicht schlagen. Dem Land fehlt eine Persönlichkeit, die der anderen Seite über alle Verhetzungen und Dämonisierungen hinweg glaubwürdig die Hand reichen kann. Der Übergangspräsident ist ein Karrierebürokrat, sein Vize Mohammed Baradei ein vom Ausland stark überschätzter Politiker. General Sissi dagegen scheint immer mehr Gefallen zu finden an der Macht und ihren Möglichkeiten. Mit dem Bohren dicker Bretter mag sich der Oberste General nicht aufhalten. Er setzt auf das, was man in seinem Gewerbe so lernt – Drohungen, Ultimaten, Säbelrasseln. Kein guter Tag für Ägypten. M.G.

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