zum Hauptinhalt

Meinung: „Ämter hatte ich genug“

Kann doch eigentlich kaum besser laufen für ihn. Locker ist seine Truppe in die Bremer Bürgerschaft eingezogen, und jetzt noch ein geradezu DDR-mäßiges Ergebnis bei der Urabstimmung zur Fusion zwischen WASG und Linkspartei.

Kann doch eigentlich kaum besser laufen für ihn. Locker ist seine Truppe in die Bremer Bürgerschaft eingezogen, und jetzt noch ein geradezu DDR-mäßiges Ergebnis bei der Urabstimmung zur Fusion zwischen WASG und Linkspartei. Da ist die Wahl zum Parteichef der vereinten Linken für Oskar Lafontaine im Juni wohl nur noch Formsache.

Für einen Politik-Junkie wie Lafontaine, Ex-SPD-Chef, Ex-Finanzminister, Ex-Ministerpräsident, Ex-Oberbürgermeister, ist die im Nachhinein quälend lange Fusion ohnehin nur ein Etappenziel. Die wahre Mission des 63-Jährigen ist und bleibt die Zusammenarbeit mit seiner Ex-Partei SPD auf Bundesebene – erst in einer Koalition, spätere Wiedervereinigung unter seiner Führung erwünscht.

Ob er diesem Ziel tatsächlich nähergerückt ist, bleibt aber zweifelhaft. Natürlich hat er vieles richtig gemacht. Die SPD ist auf dem linken Flügel angreifbar, das hat nicht erst Bremen gezeigt. Als Regierungspartei agieren die Sozialdemokraten im Schatten der Kanzlerin und ihrer Super-Mutti von der Leyen, und selbst vom Wirtschaftsaufschwung durch Schröders Agenda 2010 profitiert hauptsächlich die Union. Stattdessen ließ die Agenda die SPD-Linke orientierungslos zurück, der Generalsekretär ist zu zahm, und ob die Wahl Andrea Nahles’ zur Beck-Stellvertreterin es richten wird, ist fraglich. Lafontaine kann hier wohl auch in Zukunft auf Enttäuschte hoffen.

Doch ist seine neue Linke wirklich mehr als ein Blitzableiter für unzufriedene SPD-Wähler? Im Moment sieht das nicht so aus, das weiß auch Lafontaine. Die Mitgliederbasis ist winzig (im Westen) oder stirbt weg (im Osten), außer dem gelegentlich überschätzten Polit-Model Katja Kipping fehlt eine schlagkräftige Nachwuchsgeneration, und schaut man auf die bloßen Nettozahlen der Linkspartei-Stimmen bei den letzten Landtagswahlen, stellt man fest, dass Lafontaines Truppe nahezu ausschließlich von der geringen Wahlbeteiligung profitiert, vor allem im Osten.

Lafontaine hat den historischen Fehler der SPD, nach der Wende nicht um SED-Wähler gebuhlt zu haben und Parteikader aufzunehmen, für sich ausnutzen können. Das ist sein Verdienst. Andererseits verlieren sich die wenigen Mitglieder der WASG im Vergleich zu denen der PDS wie ein Spritzer Soda im Wein. Die neue Weinschorle, sie schmeckt immer noch – nach DDR. Die SPD wird davon wohl auch in Zukunft nichts probieren. Erst recht nicht unter einem Parteichef Lafontaine.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false