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Meinung: Afghanistan I: Kleine Kapitulation

Gestern kapitulierten die Vereinten Nationen vor der Realität auf dem Petersberg. Das Hintergrundplakat für die Pressekonferenzen zu den Afghanistan-Gesprächen wurde ausgetauscht: Statt "Bonn, November 2001" steht da nun "Bonn, November / December 2001".

Gestern kapitulierten die Vereinten Nationen vor der Realität auf dem Petersberg. Das Hintergrundplakat für die Pressekonferenzen zu den Afghanistan-Gesprächen wurde ausgetauscht: Statt "Bonn, November 2001" steht da nun "Bonn, November / December 2001". Drei Tage lang hatte man die Uhr im Vormonat angehalten. Jetzt gilt auch offiziell: Wir brauchen noch etwas Zeit. Dieser Tempowechsel ist allemal besser, als überhastet einen Kompromiss zu schließen. Anfangs hatten die UN und die deutschen Gastgeber Druck gemacht. Mit Erfolg: Die Afghanen sitzen zusammen und sprechen ohne allzu weitgehende Einflüsterungen von außen über ihre gemeinsame Zukunft. Die Hauptarbeit wird in den Nächten geleistet - nachdem sich alle gestärkt haben. Wegen des Fastens bis Sonnenuntergang im Ramadan ist der Großteil des Tages verloren. Bei der Zusammenstellung des Personals für die Übergangsregierung muss Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen. Sonst wird sie keinen verlässlichen Frieden stiften können. Und das hieße dann, dass die UN schon bald in einer viel gravierenden Angelegenheit als der Inszenierung der Pressekonferenzen kapitulieren müssen - vor der Wirklichkeit im Bürgerkriegsland Afghanistan.

cvm

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