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Afghanistan: Zu früh gewählt

Karsai hat die Wahl in Afghanistan gewonnen - laut Wahlkommission. Glauben muss man das nicht

Von Michael Schmidt

Das glaubt doch kein Mensch. Vier Wochen nach der Wahl am Hindukusch lässt die afghanische Wahlkommission wissen: Amtsinhaber Hamid Karsai hat die absolute Mehrheit erreicht. Steht der Sieger damit also fest? Keineswegs. Vielmehr tut sich in dem Land, das ohnehin zerrissen ist wie kaum ein zweites, ein weiteres Schlachtfeld auf: Hier die von Karsai dominierte Wahlkommission, dort die UN-finanzierte Beschwerdekommission. Die gehen jetzt in den Clinch. Dabei ist es kaum anders denn als Affront gegen den Westen zu verstehen, dass das vorläufige Ergebnis nur Stunden nach dem Bekanntwerden neuer massiver Betrugsvorwürfe veröffentlicht wurde. Man mag angesichts des Wahldesasters überlegen, ob es nicht klüger gewesen wäre, den Urnengang ans Ende eines Demokratisierungsprozesses zu setzen statt an seinen Anfang. Aber derlei Gedankenspiele, so richtig sie sein mögen – sie kommen zu spät. Afghanistan hat gewählt. Jetzt gilt es, dem Ergebnis Anerkennung und Legitimität zu verschaffen. Dabei ist Karsai eher Teil des Problems als dessen Lösung. Und der Westen täte gut daran, ihm sein dreistes Vorgehen nicht durchgehen zu lassen.mis

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