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Afghanistaneinsatz: Respekt verdient

Wieder ein toter Soldat, wieder das gleiche Muster. Viele der Soldaten leisten ihren Dienst am Hindukusch in der Überzeugung, etwas Richtiges zu tun. Wir schulden den Toten Respekt. Den Lebenden schulden wir vollen Einsatz.

Wieder ein toter Soldat, wieder das gleiche Muster: Eine Bundeswehrpatrouille, eine Sprengfalle, so stark, dass auch ein gepanzertes Fahrzeug keinen Schutz mehr bietet, einer der Fallschirmjäger stirbt sofort, drei seiner Kameraden sind verletzt. Der Fall, so groß das Erschrecken und die Trauer über jeden einzelnen Toten sind, ist längst kein Einzelfall mehr im Afghanistan des Jahres 2008. Er ist es längst auch nicht mehr im Norden. Die Opfer dieses Attentats sind ja überhaupt nur deshalb dort gewesen, weil ihre Einheit als Verstärkung das Feldlager Kundus gegen zunehmende Anschläge sichern sollte.

Nicht einmal auszuschließen, dass sie genau deswegen Opfer wurden. Die Hintermänner der Mord- und Selbstmordbomber betreiben ihre psychologische Kriegführung sehr gezielt. Den Gegner mürbe machen, den Eindruck erzeugen, dass jeder kleine Erfolg beim mühsamen Aufbau früher oder später wieder im Chaos versinkt – das ist die einzige Chance der Terror-Truppen, und sie folgen dieser grausamen Logik ohne jede Rücksicht. Vor einer Woche erst starben zehn französische Soldaten in einem Gefecht aus dem Hinterhalt kaum 50 Kilometer von der Hauptstadt Kabul entfernt. Militärisch war das bedeutungslos, symbolisch für den ganzen Nato-Einsatz eine Katastrophe. Denn natürlich stellen solche Niederlagen, stellt jeder neue Tote den Westen vor die immer gleiche Frage: Flüchten oder standhalten?

Die Antwort führt so oder so ins Dilemma. Afghanistan wieder sich selbst überlassen heißt, es dem Terror zu überlassen. Das ist selbst dann keine wirkliche Alternative, wenn wir bloß unser eigenes Interesse im Auge hätten. Standhalten bedeutet, dass weitere Soldaten sterben. Das ist überhaupt nur zu rechtfertigen, wenn ansonsten alles getan wird, um das Ziel zu erreichen – ein Afghanistan, das vielleicht nicht so friedlich und menschenfreundlich ist, wie wir uns das wünschen, aber doch stabil und mit Aussicht auf langfristige Besserung. Doch es wird nicht alles getan, finanziell nicht, materiell nicht, politisch nicht. Das Engagement in und für Afghanistan wirkt nach wie vor halbherzig, eine Mischung aus schlechtem Gewissen und Prinzip Hoffnung. Dabei leisten viele der Soldaten ihren Dienst am Hindukusch in der Überzeugung, etwas Richtiges zu tun. Wir schulden den Toten Respekt. Den Lebenden schulden wir vollen Einsatz.

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