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Afrika: Das Simbabwe-Virus

Während die Welt nach Tibet sieht, zerstört Robert Mugabe weiterhin ungestört sein Land. Nun ist auch der Nachbar bedroht: Zwei Jahre vor der Fußball-WM mehren sich die Krisenzeichen in Südafrika.

Robert Mugabe darf sich glücklich schätzen, dass es Regionen wie Tibet gibt, die den Westen derzeit weit mehr beschäftigen als sein kleiner Binnenstaat im südlichen Afrika. Während alle Welt auf die Proteste der Mönche blickt, kann der simbabwische Diktator sein Land ungestört ruinieren. Der von seinem Amoklauf angerichtete Schaden ist jedoch immens – und droht inzwischen auch auf das benachbarte Südafrika überzulappen.

Hier ist die einst weit verbreitete Zuversicht mittlerweile einem tiefen Pessimismus gewichen. Fast über Nacht, so scheint es, dämmert vielen Menschen am Kap, auf welch dünnem Fundament die eigene Demokratie ruht – eine Erkenntnis, die der Rohstoffboom lange Zeit verdeckt hatte. Viele strukturelle Probleme des Landes treten nun offen zu Tage.

Vor allem zwei Ereignisse erklären den Stimmungsumschwung am Kap: Obenan steht dabei die Führungskrise im regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC). Seit zwei Jahren ist die frühere Widerstandsbewegung in einen Machtkampf verstrickt, der ihre ganze Aufmerksamkeit bündelt, aber kaum noch Zeit für das Regieren lässt. Auf der einen Seite steht der weithin isolierte Präsident Thabo Mbeki, auf der anderen sein populistischer Herausforderer Jacob Zuma. Seit der Wahl Zumas zum ANC-Präsidenten vor drei Monaten kann nicht mehr ausgeschlossen werden, dass Afrikas einziger Industriestaat nach den Wahlen im nächsten Jahr von einem der Korruption angeklagten Politiker regiert wird.

Immer mehr Weiße befürchten, dass Südafrika dann den Weg Simbabwes geht – und packen ihre Koffer. Seit 1994 haben bereits rund eine Million der einstmals fünf Millionen Weißen das Land verlassen, überwiegend junge Familien. Erstmals seit Jahrzehnten liegt der Anteil der Weißen an der Gesamtbevölkerung nun unter zehn Prozent.

Verschärft wird die politische Unsicherheit am Kap zudem durch die akute Stromkrise, die Südafrika seit Ende Januar plagt – und den schleichenden Niedergang des einstigen Hoffnungsträgers in Afrika zu bestätigen scheint. Dabei waren der staatliche Energieriese Eskom und die ANC-Regierung seit 1998 wiederholt davor gewarnt worden, dass das Land 2007 über zu wenig Strom verfügen würde, wenn nicht neue Kapazitäten erschlossen würden.

Den Preis dafür zahlt Südafrika nun mit einem drastischen Vertrauensverlust der Investoren – und scharf nach unten korrigierten Wachstumsprognosen. Zwei Jahre vor der Fußball-WM steht das Land vor der größten Bewährungsprobe seit dem Ende der Apartheid.

Gleichwohl wäre es falsch, angesichts der Rückschläge in Panik zu verfallen. Südafrika ist schon immer ein Land der Extreme gewesen. Voraussetzung für eine Erholung ist allerdings eine kompetente Führung, die mehr Weitblick und Versöhnungsbereitschaft zeigt als die gegenwärtige. Wenn Südafrika den wenig guten Weg des übrigen Kontinents vermeiden will, müssen die vielen strukturellen Defizite am Kap schleunigst behoben werden.

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